© Margot Guralnick

Kunst

Kunst aus dem New Yorker Dog Walk Diary

© Margot Guralnick

Sie ist Sammlerin mit Leib und Seele: Margot Guralnick sammelt Blätter, Zweige und andere Schätze aus der Natur, die sie bei ihrem täglichen Spaziergang mit ihrem Hund findet. Anschließend werden die Stücke grafisch arrangiert, fotografiert und auf ihrem Instagram-Feed Dog Walk Diary NYC veröffentlicht.

Es passierte beim täglichen Spaziergang mit ihrem Hund, Enrique, entlang des Hudson Rivers in New York. Die Sonne schien durch die hohen Baumwipfel hindurch und Enrique erkundete voller Tatendrang seine Umgebung – die Nase fest am Boden. Ein Windhauch wirbelte einzelne Blätter vom Weg auf. Lautlos tänzelnden sie durch die Luft und segelten langsam wieder hinab. Margot Guralnick, 61, war einmal mehr erstaunt, welche kleinen Überraschungen ihr täglich begegneten. Einem Impuls folgend beugte sie sich herab, hob eine Handvoll Blätter auf und packte sie in ihre Tasche. Nichts ahnend, dass ihr ein neuer Lebensabschnitt bevorstand.

„Ein Spaziergang im Park ist alles andere als gewöhnlich“

Von nun an teilten Margot und Enrique eine gemeinsame Leidenschaft: Immer, wenn der Hund anhielt, um herumzuschnüffeln, tat sie es auch. Ihre Fundstücke stellte sie auf eine Fensterbank im Freien neben ihre Haustür. Irgendwann begann sie, diese Sammlungen zu Kunstwerken wie Momentaufnahmen zu arrangieren. „Das Problem beim Sammeln ist, dass unser Haus ziemlich voll ist. Daher war es für mich die perfekte Lösung, kurzlebige Kreationen zu machen und sie zu fotografieren“, sagt Margot. Die meisten ihrer Kulissen findet sie ebenfalls unterwegs – von einer Spielplatzrutsche über eine alte Kommode bis hin zu Gullydeckeln und einem ausrangierten Regal.

Die „Heiligtümer der Natur“, wie Margot sie nennt, zeigen: Ein Spaziergang im Park ist alles andere als gewöhnlich. Ihre Arbeit nennt Margot Dog Walk Diary und fast täglich postet sie neue Kunstwerke auf Instagram. Inspiration findet sie unter anderem in den Arbeiten des berühmten britischen Naturforschers und Land Art Künstlers Andy Goldsworthy. Aber auch auf Instagram stieß Margot auf eine kleine Gruppe an Künstlern, deren Arbeiten sie inspirieren. „In den letzten sieben Jahren habe ich viele verwandte Seelen sowohl in der Nähe (neue Freunde in meiner eigenen Ecke der Bronx) als auch in der Ferne (in Italien, Frankreich und Australien) gefunden. Irgendwann habe ich damit begonnen, Abzüge meiner Fotos auf Anfrage zu verkaufen. Durch Mundpropaganda und über Instagram hat sich das dann rumgesprochen“, erzählt sie.

Die meisten ihrer Kreationen entstehen auf dem Boden und werden dort zurückgelassen

Ihren ersten Fund machte Margot im Alter von 11 Jahren beim Schnorcheln in Griechenland: einen goldenen Siegelring tief auf dem Grund des Ozeans. Seitdem sucht sie nach Schätzen aller Art. In einer Zeit, in der die täglichen Nachrichten unergründlich sind, findet Margot Trost in ihrer Praxis des Gehens, Sammelns, Zusammenbauens und Fotografierens. „Ich nenne das, was ich tue, meine tägliche Andacht. Es gibt mir ein kreatives Ventil und mein Hund bekommt extra lange Spaziergänge.“ Wohin Margot auch geht, immer ist sie auf der Suche nach Schätzen aus der Natur. Als sie begann, ihre Naturfunde zu Kompositionen zusammenzusetzen, ließ sie sich von den Schreinen am Straßenrand inspirieren, die sie in Mexiko und Griechenland fasziniert hatten. „Mein Mann und ich heirateten an einem Tag der Toten in Oaxaca. Ich mag die Tatsache, dass das, was ich erschaffe, vergänglich ist. Die meisten meiner Kreationen entstehen auf dem Boden und werden dort zurückgelassen“, erzählt sie.

LandArt: Margot und Enrique

LandArt: Margot und Enrique

LandArt: Mandalas aus Naturmaterialien
© Margot Guralnick

„Diese Form der bildenden Kunst ist meditativ und sehr befriedigend“

Margot ist keine Gärtnerin, doch hat sie im Laufe der Zeit gelernt, Pflanzen zu identifizieren und zu schätzen, was die verschiedenen Jahreszeiten hervorbringen. „Ich bin eine Schülerin der wilden Wege der Natur geworden.“ Je mehr sie schaut, desto mehr entdeckt sie. Selbst mitten im Winter ist Margot immer wieder erstaunt, was ihr auf ihrem täglichen Spaziergang begegnet. „Ich finde es unendlich interessant und lustig, denn die Überraschungen gehen nicht aus. Gleichzeitig ist es sehr befriedigend für mich, die Dinge, die ich sehe und über die ich nachdenke, sichtbar zu machen. Schreiben ist harte Arbeit – das mache ich seit vielen Jahren beruflich und tue es auch weiterhin. Aber diese Form der bildenden Kunst ist meditativ für mich und macht Spaß“, sagt sie.

„Es ist spannend zu beobachten, wohin der Wind mich trägt“

Derzeit hat Margot eine große Anzahl von großformatigen und kleinen Drucken, die bis Juni bei Area, einem schwedischen Bettwarengeschäft in Los Angeles, zum Verkauf stehen. Außerdem hat sie eine weitere Show im Oktober diesen Jahres in einem Designgeschäft namens Abroad Modern in Cambridge, Massachusetts. Margots Motto für die Zukunft: „Ich genieße es, dem Wind zu folgen und zu sehen, wohin er mich und meine Arbeit trägt.“

Land Art selbermachen

Mit Naturmaterialien in der Natur Kunst zu machen, hat einen Namen: Land Art. Diese Kunstform ist in den 1960er-Jahren in Amerika entstanden. Ihre Botschaft hatte einen gesellschaftskritischen Hintergrund. Kunst sollte für alle zugänglich, nicht kaufbar, nicht transportierbar und vergänglich sein. Damals stand sie in keiner Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit. Mit dem aufkeimenden Umweltbewusstsein der 70er-Jahre in Europa verknüpfte sich die Kunstform immer mehr mit einem Nachhaltigkeitsgedanken. So verwendete der britische Künstler Anthony Goldsworthy nur natürliche Materialien, die sich in den Kreislauf der Natur einfügten.

In die Natur gehen ist für viele ein Ausgleich zum hektischen Alltag. Doch bietet die Natur viel mehr als nur Spaziermöglichkeiten. Sie ist ein Land der Möglichkeiten, um eigene kleine Kunstwerke zu schaffen – an denen sich neben dir auch andere erfreuen können. Wir geben dir fünf Inspirationen.

Als Kinder sammelten wir Steine und legten sie zu Mustern zusammen. Am Strand bauten wir Sandburgen und malten unseren Namen. Im Wald bauten wir Geheimverstecke aus Stöcken und Schilf. Als Erwachsene haben wir oft diese spielerische Ausprobierlust verloren. Dabei helfen uns solche körperlichen, kreativen Tätigkeiten oft zu entspannen, da sie uns in eine fast meditative Stimmung holen. Besonders wenn wir in der Natur sind, können wir so mal richtig runterfahren und die Seele frei lassen. Grund genug, auf dem nächsten Naturspaziergang unserem inneren Kind mal wieder einen Raum zu geben, um sich auszutoben. Falls es gerade vor lauter Schreck keine Ideen hat, haben wir ein paar vorbereitet:

  1. Lege ein Mandala oder Spiralen aus Blättern und Blüten.
  2. Stapele Steine zu einer Figur oder Skulptur.
  3. Baue mit Ästen einen Türrahmen zwischen zwei Bäumen.
  4. Klemme kleine Hölzer in Baumlöcher oder lege Blumen hinein.
  5. Hänge Blumenketten an Äste.

 

Landart selbermachen
© Getty Images

Der Herbst lädt förmlich dazu ein, Mandalas aus bunten Blättern zu legen.

Land Art selbermachen
© Getty Images

Beeren, Blüten, Blätter: Im Dreiklang vereint in einem Land-Art-Mandala.

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