Lætitia Jaquetton ist eigentlich Modedesignerin, heute erschafft sie Vasen. Dafür verbindet sie so Gegensätzliches wie Stein und Glas.
Steine als Form der Meditation
Lætitia Jaquetton ist eine Frau, die mit Steinen sprechen kann. Zumindest kann sie deren Energie hören, sagt sie. Schon als Kind ist sie von ihnen fasziniert, als sie mit ihrem Großvater durch die Wälder Burgunds wandert. „Ich habe entdeckt, dass ich eine ähnliche Art habe, Steine zu betrachten, wie die Liebhaber des Suiseki“, sagt sie. „Wenn ich einen Stein sehe, höre ich auf seine Energie.“ Suiseki ist die japanische Kunst, in der Natur vorgefundene Steine in meditativ ansprechender Weise zu präsentieren. Genau das macht Lætitia heute: sie sammelt Steine in allen Farben um Formen, um daraus Vasen zu erschaffen.
Lætitia Jaquettons Glasvasen: ein Zusammenspiel von Gegensätzen
Die Vasen von Lætitia verbinden in ihrem Design Stein und Glas, Handwerk und Natur, Dekoration und Einfachheit, fest und zerbrechlich: Sie bläst Glas direkt auf ihre Steine, dadurch passt es sich an die Form der Natur an. „Geduld und taktile Präzision sind gefragt: Glas bei 1000 °C auf einen kalten Stein zu übertragen, kann dazu führen, dass es zerbricht“, sagt sie in einem Interview. Jede Vase sieht anders aus, das Glas passt sich so perfekt an den Stein an, dass es fast so scheint, als wäre es noch flüssig.
Eigentlich ist Lætitia Fashiondesignerin. Auf der Suche nach Entschleunigung unternimmt sie 2018 eine Reise nach Japan. Auf der Insel Okinawa bläst sie zum ersten Mal Glas – eine lebensverändernde Erfahrung, wie die 53-jährige Künstlerin selbst sagt. Zurück in Paris beginnt sie, mit traditionellen Blasrohren zu experimentieren und zieht schließlich nach Murano in Italien. Die kleine Insel in der Lagune von Venedig ist berühmt für ihre Glaskunst. Dort perfektioniert Lætitia seither ihr Handwerk.
Lætitia Jaquettons Glaskunst besticht durch minimalistische Schönheit
Mit ihren Glasvasen zelebriert Lætitia die Schönheit des Gewöhnlichen. „Meine Lieblingsbeschäftigung ist es definitiv, unwichtige Objekte zu entwerfen, kleine Dinge des alltäglichen Lebens“, sagt sie in einem Interview. Ihre Vasen laden zum Innehalten ein. Zum Nachdenken über Stärke und Zerbrechlichkeit, die Schönheit der Natur. Die Glasvasen von Lætitia sind ein Gegenentwurf zu unserer schnellen, überreizten Zeit. Das Design ist absichtlich auf das Wesentliche reduziert, ganz nach dem Leitspruch der Zen-Künste: „Weniger ist mehr“.
So bieten ihre Vasen eher Platz für ein, zwei Blumen oder Blüten anstatt für pompöse Blumensträuße. Mehr braucht es auch gar nicht, denn die surreale Form des Glases setzt die Blumen von ganz alleine in Szene. „Die Magie von Glas besteht darin, dass es immer etwas Wahres und Unerwartetes offenbart. Und dort wird Poesie entstehen“, sagt Laetitia. „Auch wenn Sie nicht jeden Tag Blumen haben, gießen Sie einfach Wasser in eine meiner Vasen und schon sind Sie mit dem Wesentlichen verbunden.“
Die erste Person, die Lætitias Glasvasen zu Gesicht bekam, war Lauren Manoogian, eine in Brooklyn ansässige Designerin. In ihrer New Yorker Galerie durfte Lætitia ihre Vasen zum ersten Mal im Jahr 2020 ausstellen. Anschließend fanden ihre Vasen den Weg in mehrere Pariser Galerien, den Glaswochen von Venedig und sogar in eine Ausstellung nach Tokio. Wer in Venedig ist, kann nach Vereinbarung auch in Lætitias Showroom vor Ort vorbeischauen und einer ihrer Vasen kaufen. Wichtig ist der Künstlerin vor allem eines: „Ich hoffe, dass das, was mich glücklich macht, auch andere glücklich macht.“
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.