Der französische Künstler Matthieu Robert-Ortis ist vom Perspektivwechsel fasziniert, beginnt damit in seiner Kunst zu spielen. So werden seine Drahtfiguren zu Metamorphosen, die Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Das sind seine spannendsten Skulpturen aus Draht und der künstlerische Prozess hinter dem Spiel mit Perspektiven.
Matthieus Drahtfiguren, wie funktioniert die Metamorphose in Form von Kunst?
Für Matthieu Robert-Ortis ist vieles eine Frage der Perspektive; er liebt es, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Das beweisen auch seine Drahtfiguren, die den Betrachtenden dazu verleiten, seine Position zu wechseln. Vor einigen Jahren zeigt Matthieu das erste Mal auf Facebook eine seiner Drahtfiguren, mit dem Ergebnis von hundert Millionen Aufrufen. Der Grund für die Faszination der User: Bei seiner Kunst handelt es sich um Figuren aus Metallstäben, die sich der Metamorphose annehmen. Sprich, die Figuren aus Draht besitzen je nach Perspektive zwei verschiedene Motive und verwandeln sich entsprechend im Sinne der Metamorphose. So wird aus einem Elefanten zwei Giraffen, aus Buddha eine Lotosblüte mit Schmetterling, aus einer Erdkugel mit Schlange eine Eva und ein Wassermann.
Drahtfiguren: So kreiert Matthieu seine Kunst aus Draht
Mit Mitte zwanzig entdeckt er seine Passion für skulpturale Kunst und wendet sich in diesem Zuge seinen Drahtfiguren zu. Seine Faszination für das Spiel mit Perspektiven bringt er in seine Figuren mit ein. Seine erste Plastik aus Draht bastelt der Künstler aus einem Einkaufswagen, sie trägt den Namen „Elèphantes-Girafes“ und zeigt – dem Titel nach – die Metamorphose von Elefant zu Giraffen.
Wie seine Figuren aus Draht entstehen? Meist aus der Fantasie heraus. Bevor er seine Skulpturen erschafft, bringt er seine Fantasie auf Papier und gibt seiner Idee so eine greifbare Form. Erst wenn Matthieu die Zeichnung gefällt, überlegt er, wie er seine skizzierte Idee realisieren kann. Oftmals erstellt er dafür zunächst kleinere Prototypen und fertigt danach die finalen Figuren aus Draht.
3 Drahtfiguren mit Botschaft, wie die Metamorphose seine Kunst prägt
Doch für den Anfang 30-Jährigen geht es bei seiner Kunst nicht allein um Perspektivenwechsel, sondern auch um klare Botschaften. Das sind seine drei spannendsten Werke.
1. Epigenetique, die Drahtfigur mit DNA
Das Werk „Epigenetique“ folgt der Idee, mit einem friedvollen Geist auch seine DNA positiv beeinflussen zu können. Dafür nutzt er in seiner Figur das Motiv eines Mannes, der auf den ersten Blick an den Künstler selbst erinnert. Der Mann sitzt im Schneidersitz und hält in seiner rechten Hand eine Blume, in der linken ein rotes kleines Herz. Seine meditative Haltung strahlt Ruhe und Frieden aus. Ändert der Betrachtende nun seine Perspektive, verwandelt sich der Mann aus grauem Draht in die Doppelhelix-Struktur der DNA. Die verbindenden Basenpaare erstrahlen in bunten Farben, wachsen über die Doppelhelix hinaus, dargestellt durch rankende Blätter.
2. Om Mani Padme Hum, Kunst im Sinne des Bewusstseinswandels
Sein Kunstwerk mit dem Namen „Om Mani Padme Hum“ stellt den Bewusstseinswandel in der Welt dar. Ähnlich wie bei seiner vorherigen Skulptur aus Draht dreht sich auch dieses um den inneren Frieden. Matthieu möchte mit dieser Figur aus Draht die Menschen daran erinnern, dass nun die Zeit gekommen ist, den inneren Buddha zu finden. Entsprechend nutzt er bei seiner Figur das Motiv des Buddhas, welches sich zu einer Lotosblume mit Schmetterling wandelt. Die Lotosblume inklusive Schmetterling scheint eine Art Symbol für die neue Generation des freien Geistes zu sein.
3. L’Eve du Verseau, zwischen innerem Gleichgewicht und äußere Einflüssen
Die Drahtfigur „L’Eve du Verseau“, auf Deutsch „Eva des Wassermanns“, soll die Apokalypse auf der Erde symbolisieren, dargestellt durch die Schlange. Doch auch in dieser Skulptur steckt eine positive Botschaft: Stelle dein inneres Gleichgewicht her. Verkörpert wird diese Botschaft durch die Metamorphose zu Eva und ihrem männlichen Begleiter, die gemeinsam einen Wasserkrug halten. Sie stehen für die männliche und weibliche Energie im Menschen.
Mit der Skulptur möchte Matthieu in seiner Aussage noch weitergehen. Die Schlange besitzt am Ende ihres Körpers eine „Roboterhand“. Diese steht für die Technologie und künstliche Intelligenz, welche uns auch im Liebesleben begleiten, zum Beispiel in Form von Dating-Apps. Diese Details sollen uns daran erinnern, dass in uns Menschen mehr steckt als ein „konsumierbares Liebesprodukt“ – wie es Mathieu gegenüber kronendach beschreibt.
Der Weg des Künstlers Matthieu Robert-Ortis
Matthieu hat schon immer seinen eigenen Kopf, folgt anstelle seines Sicherheitsbedürfnisses seinem Bauchgefühl. Er lässt sich in der Kunstschule in Lyon ausbilden, doch merkt nach einiger Zeit, dass sowohl seine Perspektive als auch sein Verständnis für die Kunst anders sind, als an Kunstschule gelehrt wird. Nach zwei Jahren bricht er die Lehre an der Kunstschule ab. Bevor er sich der Kunst mit Draht annimmt, widmet er sich der Zeichnung und Animation. Und auch hier versucht er, mit neuen Perspektiven zu arbeiten. So zeichnet er an einem Bild fünf Jahre lang, nur weil die Perspektive so besonders ist. Erst vor rund sieben Jahren wendet er sich dem figurativen Schaffungsprozess mit Draht zu.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.