Das Coachella Valley Music and Arts Festival ist nicht nur wegen seiner Musikacts weltberühmt. Auch die Kunstinstallationen auf dem Festival machen das Coachella so besonders.
Raffi Lehrer ist Kurator des Coachella
Wie verwandelt man ein ganz normales Polofeld in ein Wunderland? Ein riesiges Stück Wiese in einen Ort, der zum Träumen einlädt und nicht von dieser Welt zu sein scheint? Vor dieser Frage steht Raffi Lehrer jedes Jahr auf’s Neue – er kuratiert das Coachella Valley Music and Arts Festival, kurz Coachella genannt. Seit 1991 findet das Festival im Coachella Valley auf dem Gelände des Empire Polo Clubs in Indio statt. Raffi entscheidet mit seinem Team, welche Künstler:innen und Architekt:innen ihre Arbeiten auf dem Gelände des Festivals präsentieren dürfen – und erschafft so eine verwunschene Welt, in der sich überdimensionale Figuren, bunte Skulpturen und futuristische Installationen abwechseln. Manche Installationen kehren jedes Jahr zurück und sind zum festen Bestandteil des Coachella geworden. Zum Beispiel „Spectra“ von Newsubstance, das riesige runde Gebäude mit den roten Fenstern. Oder die Ballonkette von Robert Bose, die sich von Palme zu Palme über das Polo Feld spannt. Jedes Jahr sucht Raffi aber auch neue Künstler:innen aus:
Kumkum Fernando lässt drei Boten auf dem Coachella landen
Nicht zu übersehen waren die drei Figuren des Künstlers Kumkum Fernando. Sie waren bis zu 22 Meter hoch, mit ihren eckigen Körpern aus Metall und Holz sahen sie von Weitem aus wie Roboter oder LEGO-Figuren. „Messengers“, auf deutsch Botschafter, nannte er die drei Figuren, die über die Besucher:innen des Festivals zu wachen schienen. Von Kopf bis Fuß waren sie mit bunten Farben und Mustern verziert.
Eigentlich sind Kumkums Figuren nur einige Zentimeter groß. Er bastelt sie aus Dingen zusammen, die er auf den Straßen findet. Seine bunten Wesen wurden unter anderem schon im Singapore Art Museum ausgestellt. Für das Coachella-Festival fertigte er zum ersten Mal Skulpturen in Übergröße an. Monatelang stellte er seine Messengers mit Hilfe des Coachella-Kunstteams her. Die einzelnen Teile wurden schließlich mit Lastwagen und Kränen zum Gelände transportiert und aufgebaut.
Bei der Muster- und Farbgebung seiner Skulpturen lässt sich Kumkum von seiner Kindheit in Sri Lanka inspirieren. Er war fasziniert von den Traditionen und Märchen des Landes, den Geschichten über Götter und dämonische Wesen. Außerdem reiste er mit seinen Eltern durch Indien und besuchte hinduistische Tempel, deren Symbole und Wandmalereien sich in sein Gedächtnis einprägten. Diese alten Geschichten, Formen und Muster interpretiert er neu und lässt sie auf den Körpern seiner Figuren wieder zum Leben erwecken.
Mit einem der Botschafter verband Kumkum eine ganz persönliche Geschichte. Sie trug den Namen „Der fliegende Ilo“, benannt nach seinem Sohn Kai-ilo. Er wohnt in Deutschland, tausende Kilometer von Kumkums aktueller Heimat Vietnam entfernt. Die Figur hat einen Jetpack auf dem Rücken, als Zeichen dafür, das Ilo seinen Vater jederzeit besuchen kann und immer bei ihm willkommen ist.
Vincent Leroy erschafft eine Wolke aus Molekülen
Der französische Künstler Vincent Leroy hat für das Coachella riesige rosa Bälle an Eisenständern aufgehängt. Die Skulpturen sehen aus wie rosa Bäume, oder Wolken aus Molekülen, die über den Köpfen der Menschen schweben. „Molecular Cloud“ taufte er sein Werk. In der Oberfläche der Bälle spiegelte sich die Umgebung – ein Effekt, mit dem Vincent einen Dialog zwischen Realität und Fiktion erschaffen wollte.
Dieses Zusammenspiel aus Realität und Wirklichkeit findet sich in allen Werken von Vincent wieder. Er möchte, dass seine Kunst Teil der realen Welt wird, gleichzeitig aber auch eine neue Perspektive bietet. Seine Skulpturen stehen in Städten wie Venedig, Shanghai und Kyoto. Sie sollen die Blicke der Menschen für ein paar Momente lang fesseln und Vorbeilaufende zum Innehalten aufrufen.
Am liebsten stellt er seine Kunst aber in der Wüste auf. Dort spürt er ein Gefühl der Freiheit, die Landschaft ist für ihn wie eine leere Seite, auf der alles möglich sein kann. Auch für die Molecular Cloud holte er sich Inspiration aus der Colorado Dessert, die das Coachella-Festival umgibt. Er wählte zum Beispiel die Farbe rosa, weil sie zum Farbspiel des Himmels über der Wüste am besten passt.
Maggie West animiert für das Coachella-Festival den Garten Eden
Gemeinsam mit dem Kunstteam des Coachella-Festivals hat die in Los Angeles lebende Künstlerin Maggie West eine der weltweit größten 3D-Fotoinstallationen erschaffen. Ihr Ziel: den Garten Eden in die kalifornische Wüste bringen. Dafür fotografierte Maggie verschiedene Pflanzen ab. Ihre Fotografien vergrößerte sie anschließend und befestigte sie gemeinsam mit dem Festival-Team auf Stahlkonstruktionen.
Die Stahlpflanzen sind zwischen einem und 17 Meter hoch und bildeten zusammengestellt einen überdimensionalen Garten. Auf einer Seite blühten die künstlichen Blumen in Rosa-, Orange- und Violettönen, auf der anderen Seite in hellen und dunklen Blautönen – ein Symbol für Tag und Nacht. In ihren Skulpturen wollte Maggie Details von Pflanzen zum Vorschein bringen, die sonst untergehen. Zum Beispiel das Staubblatt von Lilien, die Adern in Anemonenblättern, oder die Muster in Schlangenpflanzen.
Für Besucher:innen des Coachella-Festivals bot Maggies Garten Eden tagsüber Schatten und einen Platz zum Ausruhen. In der Nacht verwandelte sich die Installation in eine Lichtshow. Dann tanzten Lichtstrahlen über die Pflanzen und es sah so aus, als würden sie von innen heraus strahlen. Wer einen QR-Code an der Installation scannte, konnte über den Handy Bildschirm sehen, wie der Garten über das Gelände des Festivals in der Augmented Reality weiter wächst.
Güvenc Ozel’s erschafft einen schlängelnden Holoflux
Güvenc sagt über sich selbst, dass er ein cyberphysischer Architekt sei. Das spiegelt sich auch in seiner Skulptur „Holoflux“ wieder, die auf dem diesjährigen Coachella ausgestellt war. Sie ist rund 18 Meter hoch, aus Stahl und Holz gebaut und sieht aus wie eine Schlange, die sich hin und her windet und einen riesigen Knoten bildet. Nachts spielte sich auf der Oberfläche der Skulptur eine Lichtshow aus bunten Farben und wilden Formen ab. Auf einer der Wände wurde außerdem ein Echtzeitvideo des Festivals abgespielt.
Mit seinen Mixed-Reality-Installationen will Güvenc untersuchen, wie Technologie, Kunst und Architektur zusammenspielen können. Er ist fest davon überzeugt, dass der Einsatz von Technologie in Designs unsere Städte und Landschaften verschönern kann. Mittlerweile leitet er sein eigenes Architekturbüro in der Türkei. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt ein kinetischer Obelisk, der im Sillicon Valley steht.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.