Tagtäglich kommen wir mit Holz in Berührung. Doch Holz ist weitaus mehr als nur ein Werkstoff: 7 überraschende Fakten über eine unterschätzte Ressource der Natur.
Hölzerne Baukunst, die Wurzeln schlägt
Der koreanische Architekt Yong Ju Lee hat im Hangang-Park von Seoul eine riesige, kreisförmige Parkbankanlage aus Holz installiert. Sie hat einen Durchmesser von 30 Metern. Wie die Wurzeln eines riesigen Baumes breiten sich die Sitzbänke auf dem Gras aus. Besucher:innen des Parks können sich auf die verschiedenen Höhen der Sitzbänke hinlegen, anlehnen oder setzen. Yong Ju Lee entwarf das Projekt für einen Kunstwettbewerbs. Dafür nutze er einen Computeralgorithmus. Dieser basiert auf einem mathematischen Modell.
Die Parkanlage besteht aus drei Strukturelementen: einem Kinder- und einer Erwachsenenbank sowie einem Tisch. Dadurch haben die Besucher:innen viel Freiheit in Formen und Größen, die Bank so zu nutzen, wie sie wollen. Egal, ob sie in großen Gruppen oder in vertrauterer Gesellschaft sind. Die rhythmische Form der Bank lässt sie mit ihrer Umgebung verschmelzen und die Grenze zwischen künstlicher Installation und natürlicher Umgebung verwischen. Neben beeindruckenden Kunstinstallationen findet man Holz oft in Alltagsgegenstanden, wie Regalen oder Schneidebrettchen. Dabei kann dieser Werkstoff so viel mehr! Wir haben uns auf die Suche gemacht – und waren selbst verblüfft, was Holz, dieser nachwachsende Rohstoff, alles zu bieten hat.
7 Holz-Fakten
Fakt 1 – Kleidung aus Holz
Zu etwa 50 Prozent besteht Holz aus Zellulose, ein Hauptbestandteil der pflanzlichen Zellwände. Zellulose kann aus dem Holz herausgelöst und anschließend dazu genutzt werden, Fasern herzustellen. So entsteht zum Beispiel Viskose. Weitere Fasern auf Holzbasis sind Modal und Lyocell. Ähnlich wie Baumwolle absorbieren diese, im Gegensatz zu synthetischen Fasern, die Feuchtigkeit, sie tragen sich angenehm und sind obendrein hygienisch.
Fakt 2 – Arbeiten mit flüssigem Holz
Ein Bestandteil von Holz ist das sogenannte Lignin. Es sorgt dafür, dass Holz stabil und druckfest ist und kann in Verbrennungsvorgängen extrahiert werden. In der Weiterverarbeitung stehen viele Möglichkeiten offen, da Lignin sowohl als elastisches wie festes Material genutzt werden kann. So könnte es die Plastiktüte ersetzen, aber auch zu einem Lautsprecher verarbeitet werden – daran arbeitet beispielsweise das deutsche Startup Tecnaro aus dem schwäbischen Ilsfeld.
Fakt 3 – Holz wirkt beruhigend
Viel Holz in Innenräumen sorgt dafür, dass wir uns besser entspannen und unseren Akku aufladen können. Das hat das „Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung“ in verschiedenen Studien zur Wirkung von Räumen, die mit Fichtenholz ausgestattet sind, herausgefunden. „Insgesamt zeigte sich, dass Konzentrationstests die Schüler:innen physiologisch wie auch psychologisch im Fichtenraum weniger beansprucht haben“, erklärt Professor Maximilian Moser ein zentrales Ergebnis.
Fakt 4 – Holzgeruch ist gesund
Holz enthält Terpene, chemische Verbindungen, die häufig als Geruchs- oder Geschmacksstoff genutzt werden. Diese sollen laut einer Studie aus Nashville auch die Abwehrkräfte stärken. Sie erhöhen die Anzahl der Killerzellen im Blut und regen so das Immunsystem an – ein Effekt, der bis zu sieben Tage anhalten kann. Aufgenommen werden Terpene durch die Luft, also durch die reine Anwesenheit von Holz. Ähnliche Effekte konnten auch in Studien zum „Waldbaden“ belegt werden – also durch einen längeren Aufenthalt im Wald.
Fakt 5 – Holz ist ein Bakterienkiller
Viele Oberflächen oder Küchenutensilien bestehen aus Plastik. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Plastik hygienischer als Holz sei. Inzwischen konnte das Gegenteil bewiesen werden: Holz wirkt antibakteriell, und das nicht nur an seiner Oberfläche, sondern auch im Inneren. Grund hierfür sind die im Holz enthaltenen Polyphenole, die verhindern, dass sich die Bakterien festsetzen. Doch je nach Holzart gibt es große Unterschiede: Kiefern, Lärchen und Eichen wirken deutlich antibakterieller als andere Holzsorten.
Fakt 6 – Holz beugt Demenz vor
Japanische Wissenschaftler haben in einer Studie Erstaunliches herausgefunden: In einer Einrichtung für betreutes Wohnen beobachteten sie Senioren und wie sich ihr Verhalten verändert, wenn Möbel und Gebrauchsgegenstände aus Holz bestehen. Das Ergebnis: Die Senioren wurden gesprächiger, halfen sich mehr und gingen offener auf andere zu. Menschen mit Demenz verlieren in der Regel diese Fähigkeit zum Selbstausdruck. Das Ergebnis der Studie ist somit ein klares Indiz dafür, dass Holz in direkter Umgebung Demenz vorbeugt.
Fakt 7 – Holz ist essenziell für eine nachhaltige Zukunft
Holz ist ein idealer Baustoff: Es ist stabil und trägt ein Vielfaches seines eigenen Gewichts, es besitzt wärmedämmende Eigenschaften und stellt bei der richtigen Anwendung kein erhöhtes Brandrisiko dar, zum Beispiel wenn tragende Elemente eines Holzhauses stets dicker sind als statisch notwendig. Der Rohstoff Holz wächst – bei nachhaltiger Forstwirtschaft – beständig nach und ist oft auch regional verfügbar. Das ist wichtig für die CO2-Bilanz, die bei anderen Baustoffen durchaus katastrophal ausfallen kann. Sand etwa, eine zentrale Zutat für Beton, ist begrenzt und muss teils über weite Strecken transportiert werden.
Extra-Tipp: 21. März – internationaler Tag des Holzes
Am 21. März ist der Tag des Holzes. Dieser wird zusammen gefeiert mit dem Tag des Waldes. Seit 2013 wird dieser von einem Gastgeberland unter verschiedenen Mottos organisiert, seit der Corona-Pandemie ist die gesamte Welt „Gastgeber“. 2022 war das Motto: „Trees for good“.