Konventionellen Banken fehlt es häufig an Richtlinien, an wen und für was sie Kredite vergeben. Der Wechsel zu einer ethischen Bank dagegen unterstützt Unternehmen, die deine Werte teilen.
Georg Schürmann war 20 Jahre lang in der Deutschen Bank im Privat- und Geschäftskundenbereich tätig. 2009 wechselte er als Geschäftsleiter zur ethischen Bank „Triodos“. „Werteorientiert zu leben, sagt uns eigentlich der gesunde Menschenverstand. Aber das auch im Beruflichen und gerade im Finanzwesen zu tun, war etwas, was mich wahnsinnig gereizt hat“, erinnert sich Schürmann in einem Interview mit Niklas Krämer im Podcast Finance4Future. Als er erfahren habe, dass die Triodos Bank einen Standort in Deutschland errichten wolle, sei er sehr glücklich gewesen, so der heutige Geschäftsleiter. Auf der Internetseite von Triodos beschreibt Georg Schürmann das Unternehmen als ein auf Werten basiertes Kreditinstitut, das positiv zur Gesellschaft beitrage: „Diese Gründungsidee macht uns noch heute zu einer wirkungsorientierten, nachhaltigen Bank.“ Triodos setzt seit Jahrzehnten ausschließlich auf nachhaltiges Banking und Investment – seit 2009 auch in Deutschland. Wirklich in deutschen Banken angekommen sei das nachhaltige Finanzgeschäft erst seit etwa zwei Jahren, schätzt Schürmann im Interview mit Niklas Krämer. Denn Nachhaltigkeit ist Trend: Immer mehr Menschen beziehen Ökostrom, achten auf regionale Lebensmittel in Bioqualität und steigen vermehrt auf nachhaltige Verkehrsmittel um. Die eigenen Geld- und Immobiliengeschäfte über nachhaltige Banken abzuwickeln, ist demnach die logische Konsequenz.
So machen nachhaltige Banken einen Unterschied
Auch wenn nachhaltige Banken mit entsprechenden Angeboten in Deutschland an Bedeutung gewinnen, fragen sich die wenigsten, was mit dem Geld passiert, solange es unberührt auf dem Konto liegt. Banken arbeiten währenddessen mit diesem Geld, indem sie in bestimmte Unternehmen investieren, die sie selbst auswählen. Zusammengefasst: Banken vergeben Kredite und entscheiden, wer Kapital erhält. Damit nehmen Kreditinstitute Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Ob eine Bank nachhaltig ist oder nicht – darüber kann sie selbst entscheiden. Das betont auch Georg Schürmann: Demnach sei keine Bank gezwungen, direkt oder indirekt beispielsweise Waffenhandel mit einem Kredit zu unterstützen. Nachhaltige Banken zeichnen sich dadurch aus, dass sie Kredite ausschließlich an ethische wie nachhaltige Unternehmen vergeben. So finanzierte Triodos bereits in den 1980ern die ersten Windkraftanlagen und investiert bis heute in erneuerbare Energien. Darüber hinaus vergibt die Bank Kredite an Unternehmen und Projekte, die sich für Soziales und Kulturvermittlung einsetzen.
Nachhaltige Banken von Anlage bis Konto
Nachhaltigkeit ist im internationalen Finanzsektor ein Thema, dem sich immer mehr Kreditinsitute stellen: So haben sich die sechs größten Banken der USA – Wells Fargo, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America, JP Morgan Chase und Morgan Stanley – verpflichtet, bis 2050 emissionsfrei zu werden. Dass Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle spielt, zeigen auch die zahlreichen Angebote konventioneller Banken für nachhaltige Fonds und Immobilieninvestments. Hier empfiehlt Schürmann, genau hinzusehen. Oft könne man sich wundern, welche Art von Unternehmen in nachhaltige Fonds miteinbezogen würden, gibt der Experte zu bedenken. Nach wie vor finanzieren viele Menschen – in der Regel unbewusst oder unabsichtlich – kontroverse Unternehmen, indem sie in Fonds einzahlen, die eine Vielzahl von Bereichen abdecken.
Laut Angaben von „Facing Finance“ unterstützten Menschen mit diesen Fonds häufig Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit sowie die Rüstungsindustrie. Auch Unternehmen, die Atomkraft und Nahrungsmittelspekulation unterstützen, machen einen wesentlichen Bestandteil der Weltwirtschaft aus, die etwa über Fonds wie den MSCI World abgebildet wird. Nachhaltige Banken schließen solche Unternehmen aus und geben Kund:innen eine Garantie, dass diese durch ein Konto oder einen Sparplan ausschließlich in nachhaltige und ethische Projekte investieren. Aufschluss darüber, welche Banken tatsächlich nachhaltig sind und welche nicht, gibt das Nachhaltigkeitsranking der Initiative „Facing Finance“. Die NGO prüft, welche Banken in kontroverse Unternehmen investieren. Dies gibt privaten Kontoinhaber:innen transparente und unabhängige Informationen darüber, wie die eigene Bank arbeitet. Auf der Webseite fairfinanceguide.de können Endverbraucher:innen sich über die Arbeitsweise und die Kreditnehmer von unterschiedlichen Kreditinstituten informieren. Zwar bildet das Ranking bisher noch nicht alle Banken ab, zahlreiche Institute sind jedoch Tochtergesellschaften – und erlauben einen entsprechenden Rückschluss, auf das eigene Geldinstitut.
Das bieten nachhaltige Banken heute
Recherchiert man die Nachhaltigkeitsziele seiner Bank, sind diese oft vage formuliert. Häufig fehlt es an Transparenz, in welche Projekte die eigene Hausbank investiert. Das sogenannte Bankgeheimnis trägt dazu bei, dass Kund:innen wie Projekte damit geschützt und anonym bleiben. Doch es geht auch anders: “Wir haben das Bankgeheimnis schon oft verletzt – natürlich immer mit der Erlaubnis unserer Kund:innen”, konstatiert Schürmann im Podcast. So legt die Bank auf der eigenen Website wichtige Kreditprojekte offen und setzt damit ein Statement für mehr Transparenz im Finanzwesen.
Auch andere ethische Banken stellen offene Kommunikation und Nachhaltigkeit in den Vordergrund. So gilt die Spardabank deutschlandweit zu den ersten Banken, die sich für Gemeinwohlökonomie engagiert. Das Motto des Instituts: „Wirtschaft ist für die Menschen da und nicht umgekehrt“. Transparente Kommunikation und eine strenge Selbstevaluation stehen auf der Tagesordnung. So kann Jede:r alle Eigenanlagen der Bank öffentlich einsehen. Ob eine Bank ethisch korrekt vorgeht, zeigt sich auch in der allgemeinen Arbeitsweise sowie anhand der Vergütung. So arbeiten die Berater:innen der Spardabank nicht auf Provisionsbasis. Das verhindert, dass Mitarbeitende aus finanziellen Gründen Anlagen kontroverser Unternehmen empfehlen. Weitere Banken, die sich nachhaltigen und ethischen Zielen verschrieben haben, sind unter anderem die UmweltBank sowie die EthikBank. Dabei bieten sie die gleichen Leistungen wie konventionelle Banken an: Egal ob Girokonto, Tagesgeld, Sparanlage oder Fond. Gut zu wissen: Die monatlichen Beiträge bei ethischen Banken sind in der Regel ebenso hoch oder sogar günstiger als die regulärer Finanzinstitute. Auch das Abheben von Bargeld ist wegen diverser Kooperationen an vielen Geldautomaten kostenfrei möglich.
Zur nachhaltigen Bank wechseln ist leichter als du denkst
Fakt ist: Auch in Deutschland gibt es bereits mehrere Institute, die sich nachhaltigem Banking verschrieben haben. Wem ein nachhaltiger Lebensstil am Herzen liegt, kann diesen auch auf die eigenen Finanzen übertragen. Durch die sogenannte Kontowechselhilfe ist der Umstieg einfach. Die Umleitung von Abos, Verträgen und anderen Abbuchungen, erledigt die neue Bank, sodass du dich in der Regel entspannt zurücklehnen kannst. Der bürokratische Teil ist damit schnell erledigt.
Nachhaltige Banken im Überblick
Es gibt in Deutschland eine Reihe von Banken, die sich auf nachhaltige und ethische Finanzdienstleistungen spezialisiert haben. Hier sind einige Beispiele:
- Triodos Bank: Eine der größten ethischen Banken Europas, die sich auf Finanzdienstleistungen für Umwelt- und soziale Projekte spezialisiert hat. Kund:innen bietet die Bank unter Anderem ein Tagesgeldkonto, Fondssparpläne und vermögenswirksame Leistungen an. Ihr Geld können Kund:innen bei der Direktbank einfach per App, im Onlinebanking oder telefonisch verwalten.
- GLS Bank: Eine Genossenschaftsbank mit Schwerpunkt auf nachhaltige Investitionen und Finanzdienstleistungen für soziale und ökologische Projekte. Dabei hat die Bank ebenfalls ein umfangreiches Produkt-Portfolio: Von Girokonto, Sparanlagen, und Wertpapiere bis hin zur Altersvorsorge und Vermögensberatung. Unternehmer:innen sowie gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen bietet die GLS Bank ein Geschäftskonto an. Des Weiteren enthält das Portfolio Möglichkeiten zur Baufinanzierung und fördert Crowdinvesting.
- UmweltBank: Schwerpunkte im Bankgeschäft sind neben nachhaltigem Bauen und Wohnen, Investitionen in Unternehmen und Projekte, die erneuerbare Energien fördern. Für Kund:innen bietet die UmweltBank, Sparanlagen, Wertpapiere, Altersvorsorge und Finanzierungen an, allerdings bietet die Bank bisher noch kein Girokonto an.
- EthikBank: Die Bank setzt auf ethische Investitionen und Finanzdienstleistungen für soziale sowie für nachhaltige Projekte. Das Institut setzt auf transparente Kommunikation – Investitionen und Kredite großer Projekte legt die Bank offen. Auch für kleinere Kreditnehmer:innen und reguläre Kund:innen bietet das Institut eine Vielfalt von Angeboten: Vom Tiny House Kredit bis zum „Ethikbank Girokonto Klima mit Klimarabatt“ für Neukund:innen ab 24 Jahren.
- Sparda-Banken: Eine Gruppe von Genossenschaftsbanken, die auf nachhaltige und ethische Finanzdienstleistungen setzt. Die Sparda-Bank versteht sich als Gemeinwohlbank und unterstützt damit vor allem Projekte, die der Gesellschaft zu Gute kommen. Sie bietet Kund:innen ein breites Portfolio an Finanzleistungen – darunter Girokonten, eine Baufinanzierung, Privatkredite sowie nachhaltige Geldanlagen.
- Tomorrow-App: Bei der Tomorrow-App handelt es sich um einen Banking-Dienstleister für die jüngere Zielgruppe. Mit der Tomorrow-App haben Nutzer:innen die Wahl zwischen unterschiedlichen Girokonten, die sich ausschließlich über die App nutzen lassen. Da es sich bei Tomorrow um ein Fin-Tech Unternehmen handelt, arbeitet es mit der Solaris Bank zusammen. Sie verwahrt das Geld der Kund:innen. Tomorrow gibt an, mit dem Geld der Kund:innen nachhaltige Bereiche und Projekte zu finanzieren.