Vom Hof direkt auf den Teller? Komm mit und entdecke die innovativsten Urban Farming Hotels und ihre kulinarische Inspiration.
Was sind Urban Farming Hotels?
Der Urlaub ist zum Genießen da – das gilt auch und vor allem für das Essen. Am besten kommt alles frisch auf den Tisch, die Oliven direkt vom Baum, die Erdbeeren für die Marmelade direkt vom Acker und der Salat pflückfrisch in die Schüssel. Wenn man selbst noch beim Ernten helfen darf, schmeckt es nochmal so gut. Wer statt Ferien auf dem Bauernhof lieber Städtetouren macht, muss aber im Hotel mit dem vorliebnehmen, was der Küchenchef vom Großmarkt mitbringt, schließlich kann man nicht alles haben. Oder? Doch!
Städtetouristen und Business-Reisende müssen heute nicht mehr auf selbst gezogenen Salat und eigens gepflückte Tomaten verzichten: Urban Farming Hotels heißt das Zauberwort. Und dafür muss das Hotel nicht einmal einen (großen) Garten haben, denn Kräuter und Gemüse lassen sich mit dem richtigen Know-How auch ohne „echten“ Garten ziehen: etwa auf der Dachterrasse.
Große Ketten – große Verantwortung
Wie das geht, machen ausgerechnet Hotelketten vor: „Wir möchten zu einer positiveren und engagierten Gastfreundschaft übergehen, die unsere Mitarbeiter und Investoren einbezieht“, erklärt John Ozinga, CEO von AccorInvest. Und seine Kollegin Caroline Ebran, Managerin für nachhaltige Entwicklung fügt hinzu: „Da sich die Städte immer weiter ausbreiten, ist die Frage, wie ihre Versorgung sichergestellt werden kann, ein echtes soziales Problem. Wir möchten zur Wiedereinführung des Gemüseanbaus im städtischen Umfeld beizutragen, um unsere Abhängigkeit vom Land zu verringern.“
Und so finden sich schon auf 250 Accor-Hotels Dachgärten, in denen Gemüse und Kräuter für das hauseigene Restaurant wachsen. Pilotprojekt war das Mercure Paris Boulogne mit seiner 350 m² großen Terrasse. Um dort möglichst viel aus der gegebenen Fläche herauszuholen, suchte Caroline Ebran nach innovativen Partnern. So entdeckte sie die Methode Aeroponics und das Start Up Agripolis. Aeroponics funktioniert genau wie Hydroponics ohne Erde: Die Pflanzen erhalten ihr Wasser und ihre Nährstoffe über einen geschlossenen Kreislauf. Der Gemüsegarten besteht aus über 200 zwei Meter hohen Säulen, die an einer Bambusstruktur hängen. Jede Säule kann über ihre gesamte Höhe Pflanzen tragen, sodass die Produktionsfläche viel größer ist als in einem horizontalen Garten.
Einmal geerntet, werden sofort neue Zucchini, Paprika, Sprossen, Kürbis, Karotten, Radieschen, Mangold, oder Erdbeeren und mehr in die Säulen gesetzt. Der Küchenchef stimmt seine Speisekarte auf die zu erwartende Ernte vom Dach ab und freut sich über frische Lebensmittel für sein Restaurant. Gerichte aus dem Vertical Farming sind auf der Speisekarte markiert. Und so kann es auch schon einmal sein, dass ein interessierter Gast die Terrasse besucht und sich selbst von dem Urban Gardening Projekt überzeugt – eine weitere unter den vielen Sehenswürdigkeiten von Paris.
Auch in Asien ist der Trend zum Urban Gardening im Hotel im vollen Gange: Auf der Dachterrasse des Sunway Resort Hotel Kuala Lumpur können die Gäste sogar in Urban Gardening Workshops selbst Hand anlegen. Ein fest angestellter Landwirtschaftsexperte erklärt ihnen dort, wie Hydrokulturen und Wassermanagement funktionieren, was man gegen Lebensmittelverschwendung tun kann und wie man auch in der Stadt Lebensmittelsicherheit erreichen kann.
Die Hydrokulturfarm auf dem Hoteldach betreibt das Hotel nicht selbst, sondern arbeitet dafür mit Sunway X Farms zusammen, dem Landwirtschafts-Kompetenzzentrum der gleichen Holding. Das Unternehmen dient als Hub für urbane Landwirtschaftsexperten, Technologieunternehmen, Forscher und junge Talente, die dort gemeinsam innovative Lösungen für die Stadt mit Schwerpunkt auf Lebensmittel und Agrartechnologie entwickeln. Ganz nebenbei produzieren sie dabei gesunde Lebensmittel, lokal und nachhaltig, direkt vom Garten auf dem Dach für den Gast im Restaurant.
Urlaub mit Urban Farming
Die Accor Hotels machen es vor, aber auch andere Hotels haben die Zeichen der Zeit erkannt und nutzen ihre Dächer für Urban Farming und glückliche Gäste:
Hotel Milano Scala, Mailand:
Ein malerisches Stadthotel im klassischen Stil – und Null-Emissionen-Hotel mit Vorreitercharakter: auf der Dachterrasse im 6. Stock wachsen Obst, Gemüse und Kräuter für das Hotelrestaurants. Dazu sind die Fassaden des Innenhofs begrünt und dienen ebenfalls dem Urban Farming. Der Garten mit Blick auf den Mailänder Dom ist für alle Gäste offen: eine kleine grüne Oase mitten zwischen Marmor, Sandstein und Asphalt.
QO Amsterdam
Dieses Hotel zeigt, dass sich Luxus und Nachhaltigkeit nicht ausschließen: Das QO Amsterdam hat ein voll funktionsfähiges Kreislaufsystem mit einem High-Tech Urban Farming-Gewächshaus auf dem Dach. Alle Stockwerke sind mit dem Gewächshaus verbunden, wo Obst, Gemüse und Kräuter vertikal in Regalen wachsen, überwacht von zwei Vollzeit Dachfarmern. Auch eine urbane Fischfarm gehört dazu. Gäste, Schulklassen und Anwohner können das Gewächshaus und die dazugehörige Forschungsabteilung im 21. Stock besuchen.
Fairmont Waterfront, Vancouver
Der Dachgarten des Farimont Waterfront darf sich „Certified Wildlife Friendly Habitat“ nennen – offizielle ausgezeichnet von der Canadian Wildlife Federation. Hier wachsen nämlich nicht nur Obst, Gemüse, Käuter und essbare Blumen für das Hotelrestaurant, sondern es leben dort auch 250.000 Honigbienen, die jährlich mehr als 200 Pfund Honig produzieren.
St. Ermin´s Hotel, London
Dieses Hotel begann mit Bienen und richtete dann einen Gemüsegarten auf der Dachterrasse ein. Inzwischen wachsen dort unter Aufsicht eines professionellen Gärtners auch Pflaumen-, Apfel- und Quittenbäume sowie Erdbeer- und Himbeersträucher. Ein Gewächshaus verlängert die Anbausaison über den Winter und liefert auch dann frische Salatzutaten, wenn das Londoner Klima eigentlich nicht mehr mitspielt. Garten du Gewächshaus bestimmen das Menü.
Vera schreibt für uns remote vom Tor zu Patagonien/Chile aus. Dort ist sie als echter Outdoor-Fan genau richtig: Ob im Urwald, auf Lavafeldern oder am Pazifikstrand, Vera hält immer Ausschau nach kleinen Naturschätzen, erstaunlichen Details und kreativen Ideen. Kein Wunder, dass sie bei uns am liebsten über Travel, Nachhaltigkeit und spannende Menschen schreibt.