Weinanbau kann auch nachhaltig und im Einklang mit der Natur funktionieren. Die Region Alentejo im Süden Portugals macht vor, wie’s geht.
Eingebettet zwischen Spanien, dem atlantischen Ozean und der Algarve liegt der Alentejo, eine Region im Süden Portugals. Es ist flächenmäßig die größte Region des Landes – gleichzeitig wohnen hier die wenigsten Menschen. Dadurch hat die Natur viel Platz: An der Küste schmiegen sich sandige Strände zwischen die Klippen, weiter im Landesinneren wechseln sich sanfte Hügel mit Feldern und Wäldern aus Korkeichen ab. Immer wieder säumen Städtchen und Dörfer den Weg, einige davon zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wie zum Beispiel Évora, eine Stadt, die mitten im Alentejo, rund 120 Kilometer südlich von Portugals Hauptstadt Lissabon liegt. Wie viele andere Städtchen in der Region verfügt Évora über eine historische Altstadt, samt Tempel und Kathedralen. Aber weltweite Berühmtheit hat der Alentejo nicht für seine Landschaften erlangt, sondern für die Weine aus der Region – sie zählen zu den besten der Welt.
Alentejo: Optimale Bedingungen für die Weine Portugals
Zwar wird Weinbau im Alentejo erst seit wenigen Jahrzehnten im großen Stil betrieben, dennoch ist die Region heute das flächenmäßig größte und bedeutendste Anbaugebiet für Portugals Weine. Grund dafür sind zum einen die Böden, die aus Kalk, Lehm und Sand bestehen und mit Magnesium durchzogen sind. Aber auch das Klima ist für die Trauben optimal: Mit rund 3.000 Sonnenstunden wird der Alentejo pro Jahr verwöhnt. Das bringt vor allem kraftvolle Rotweine aus typischen portugiesischen Rebsorten wie Alfrocheiro, Alicante Bouschet und Aragonez, aber auch internationalen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon oder Syrah hervor. Doch auch für Weißweine wie den Antão Vaz, die frische Arinto und die fruchtige Roupeiro ist der Alentejo bekannt. Als Sammelbegriff werden die Weine aus der Region als „Vinho Regional Alentejano“, auf deutsch „Regionaler Wein Alentejo“ bezeichnet. Auf rund 22.000 Hektar Land in acht Anbaugebieten wachsen die Rebsorten. Dabei fällt 60 Prozent der Anbaufläche auf die Gebiete Borba, Redondo, Reguengos und Vidigueira, allesamt liegen im Osten des Alentejo.
Weine aus dem Alentejo: nachhaltig und edel
Die Rotweine und Weißweine Alentejos überzeugen aber nicht nur im Geschmack – auch was Nachhaltigkeit betrifft, ist die Region Vorreiter. Denn 2015 rief die „Comissão Vitivinícola Regional Alentejana“ (CVRA), die regionale Weinbaukommission des Alentejo, das Weinbau-Nachhaltigkeitsprogramm „Programa de sustentabilidade dos vinhos do Alentejo“ (PSVA) (deutsch: Nachhaltigkeitsprogramm für die Weine des Alentejo) ins Leben. Ziel des Programms ist es, den Weinbau nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu gestalten. Im Rahmen des Programms hat die CVRA 2020 ein Siegel eingeführt, das Weingüter erhalten können, die die Anforderungen an einen nachhaltigen Weinanbau erfüllen. Insgesamt umfasst die Zertifizierung 171 Kriterien. Zum Beispiel muss die Weinproduktion vollständig von natürlichen Ressourcen wie Solarenergie betrieben werden und es dürfen keine Pestizide zum Einsatz kommen. Auch Aspekte wie der Arbeitsschutz oder die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen werden berücksichtigt. Außerdem sollten Weinbetriebe umweltfreundliche Verpackungen einsetzen und die Biodiversität trotz des Weinbaus schützen. Zum Beispiel indem sie Nistkästen für Vögel und Insekten aufstellen oder ihre Weinberge mit Wildblumen und Kräutern bepflanzen.
Aufgrund der seltenen Regenfälle im Alentejo steht der Wasserschutz im besonderen Fokus des PSVA. Durch verschiedene Maßnahmen hat das Programm den Weingütern der Region geholfen, ihren durchschnittlichen Wasserverbrauch um 20 Prozent zu senken. Unter anderem wurden Teiche gegraben, die das wenige Regenwasser aufsammeln. Gleichzeitig bilden diese Stauseen wertvolle Biotope für Vögel und Insekten.
Das PSVA gilt als wegweisende Initiative für nachhaltigen Weinanbau. Mittlerweile haben 13 Betriebe im Alentejo das Zertifikat für eine nachhaltige Weinwirtschaft erhalten.
Alentejo Wein: Diese Weingüter bauen nachhaltig an
Egal ob rot, weiß, kraftvoll oder fruchtig – die Aromen der eleganten Weine aus dem Süden Portugals überzeugen. Wenn du dein Weinregal auffüllen willst, schau bei deiner nächsten Portugal-Reise doch einmal bei diesen Weingütern vorbei oder bestell dir ein paar Flaschen nach Hause – sie alle haben das Nachhaltigkeitssiegel der PSVA erhalten.
Weingut Portugal Alentejo 1 – Herdade de Coelheiros
Rund 120 Kilometer von Lissabon und 20 Kilometer von Évora entfernt liegt das Weingut Herdade de Coelheiros. Das Familienunternehmen stellt seit 1991 Rotweine und Weißweine aus den Trauben Alentejos her. Das Weingut erstreckt sich über 800 Hektar, davon sind 50 Hektar mit verschiedenen Rebsorten bestückt, auf 40 Hektar wachsen Wallnussbäume, das restliche Gelände ist mit Olivenhainen und Korkeichenwald bewachsen. Außerdem laufen auf dem Gelände Hirsche, Enten, Hasen und Schafe frei umher. Die Schafe dienen dabei gleichzeitig als natürliche Unkrautbekämpfer. Zudem hat das Team Nester für Sperlinge und Fledermäuse zwischen den Reben aufgestellt – auch sie bekämpfen Schädlinge auf natürliche Weise. Die Philosophie von Herdade de Colheiros sieht vor, möglichst wenig in die Natur einzugreifen und die Traditionen des Alentejos zu wahren. So sind die Etiketten der Weinflaschen zum Beispiel von den Mustern der traditionellen Arraiolos-Teppiche inspiriert.
Weingut Portugal Alentejo 2 – Herdade dos Grous
Von Vinho Tinto bis Vinho Branco hat das Herdade dos Grous (deutsch: „Weingut der Kraniche“) eine schöne Auswahl an edlen Tropfen aus der Weinregion Alentejo zu bieten. Es liegt mitten im Herzen der Weinregion in der Gemeinde Beja, rund 110 Kilometer von der Küste der Algarve, 100 Kilometer von den Stränden der Alentejo Küste und 80 Kilometer von der Grenze zu Spanien entfernt. Das Team arbeitet hier mit möglichst nachhaltigen Methoden, um die Trauben von den Reben zu ernten und aus den Früchten anschließend rote und weiße Weine herzustellen. Zum Beispiel werden die Weinberge über Tröpfchenbewässerung befeuchtet, um so wenig Wasser wie möglich zu verschwenden. Die Trauben werden von Hand geerntet, bevor sie in der „Adega“, einem traditionellen portugiesischen Weinkeller, weiterverarbeitet werden. Das Herdade dos Grous war das erste Gut, das die Nachhaltigkeitszertifizierung im Rahmen des PSVA erhalten hat. Außerdem ist Herdade dos Grous im Juni 2022 der Organisation „International Wineries for Climate Action“ (IWCA) beigetreten, deren Mitglieder das Ziel haben, bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu arbeiten. Wenn du länger bleiben möchtest, um mehr über das Herdade dos Grous zu erfahren, kannst du dich im zugehörigen Hotel in eines der 24 Zimmer einmieten.
Weingut Portugal Alentejo 3 – Herdade dos Lagos
100 Hektar umfasst das Land von Herdade dos Lagos. Hier wachsen verschiedene Rebsorten sowie Olivenbäume in 100 Prozent biologischem Anbau, das heißt auf den Einsatz von Pestiziden wird verzichtet. Zwischen den Rebzeilen pflanzt das Team gezielt Wildblumen und Kräuter, um Insekten und Vögeln eine Heimat zu bieten und so die Biodiversität zu fördern. Auf der Farm sind außerdem drei große Solaranlagen angeschlossen. Dank der vielen Sonnenstunden produzieren diese mehr Strom, als für den Weinbau benötigt wird. Die überschüssige Energie gibt das Team an das öffentliche Stromnetz ab.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.