Nachhaltig campen bedeutet dort zu übernachten, wo sonst niemand Urlaub macht. Abseits der Massen – am Waldrand, am verborgenen Baggersee, am noch weitgehend unbekannten Campingplatz oder auf einem camper-freundlichen Bauernhof. Hier entdeckst du die schönsten Öko-Campingplätze und bekommst Tipps zum klimafreundlichen Packen, Fahren und Campen
Vom unverpackten Einkaufen über Naturkosmetik bis hin zu Fair Fashion: Svenja Preusters YouTube-Kanal FäuleinÖko betrachtet Nachhaltigkeit in allen Facetten. Auch das Thema „grünes Camping“ liegt der 26-Jährigen am Herzen. Denn schließlich sei dies „die umweltfreundlichste Art, seinen Urlaub zu verbringen, und noch dazu die schönste.“ Einen großen Schritt Richtung Van Life machte FräuleinÖko 2018. In diesem Jahr erstand sie einen gebrauchten Kastenwagen und baute ihn nach nachhaltigen Prinzipien aus.
Nachhaltigkeit bedeutete für FräuleinÖko beim Ausbau ihres gebrauchten Renault Master auf umweltfreundliche Materialien und eine umweltschonende Energieversorgung zu setzen. So wurde der Kastenwagen Schritt für Schritt zum nachhaltigen Wohnmobil. Beim Aus- beziehungsweise Umbau von „Milo“ – so nennt Svenja Preuster ihren Van liebevoll, ging es erst einmal um die Basics. Dazu gehörte zum Beispiel die Rostentfernung an der Karosserie und die Installation eines 80-Liter-Kunststoffwassertanks mit integriertem Aktivkohlefilter und Warmwasserkit zur Wasserversorgung. Bei der Instandsetzung und dem Umbau des Fahrzeugs legte Svenja Preuß besonderen Wert auf die Verwendung recycelter Materialien und gebrauchter Geräte.
Natürlich setzte sie auch beim Dekor des Vans auf nachhaltige, und gleichzeitig stylische Materialien wie Kork. Denn selbst mit wenig Platz lassen sich Räume stilvoll einrichten, auch bei kleinem Budget. Nicht nur im Wohnzimmersorgen Pflanzen für ein entspanntes Ambiente und eine verbesserte Luftqualität – auch in einem Camper tragen sie zur wohnlichen Atmosphäre bei. Deshalb begleiteten kleine, grüne Zimmerpflanzen Svenja Preuß auch auf ihrer einjährigen Van-Tour quer durch Europa, die sie von Deutschland unter anderem nach Österreich und Frankreich führte.
Ein großer Tipp von FräuleinÖko: Beim Campen unbedingt auf nachhaltige „grüne“ Reise-Gadgets setzen, die die Umwelt und deine Gesundheit schonen. Viele Tipps, mit denen sich dein nächster Campingtrip besonders umweltverträglich gestalten lässt, findest du in Svenja Preusters 2021 veröffentlichten Taschenbuch „Green Camping – Mit Fräulein Öko umweltbewusst draußen Urlaub machen“. Oder du liest einfach weiter und entdeckst hier weitere Tipps rund um das Thema nachhaltig Campen.
Nachhaltig Campen: 5 Tipps
Wusstest Du, dass der Spritverbrauch pro 100 Kilogramm Gewicht um etwa 0,3 Liter steigt? Egal, ob du mit dem Wohnwagen oder Camper unterwegs bist oder einfach ein Zelt in dein Auto packst: Wer nachhaltig campen will, packt leicht und spart so Sprit und damit CO2. Außerdem gehört das Eintauchen in die Zielregion zu einem gelungenen Urlaub dazu. Deswegen ist Punkt eins unserer Tipps zum leichten Packen: Verreise nur mit dem Proviant für den ersten Tag. Danach kannst du am Urlaubsort regional und frisch einkaufen. Das gilt auch für die Hygieneartikel, denn sie tragen einiges zum Gewicht bei, das man gut sparen kann.
Wer mit Wohnwagen oder Camper unterwegs ist, sollte auch das Wasser zu Hause lassen: Leere vor Abreise den Schmutzwassertank und fülle den Frischwassertank nur minimal. Bei Ankunft kannst du ihn auf dem Campingplatz befüllen.
1. Packe deine Reisegarderobe effizient
Besser eine Allroundjacke als drei spezielle. Gut kombinierbare Kleidung für maximal eine Woche sollte ausreichen, da die meisten Campingplätze Waschmaschinen haben. Statt fester Klappstühle oder Liegen eignen sich Campingstühle mit Stoffbespannung oder Air-Loungesessel besonders gut. Wenn es am Zielort einen fest installierten Tisch gibt, kann der Campingtisch zuhause bleiben. Damit sollte sich das Gewicht deines Fahrzeugs in Grenzen halten.
2. Umweltschonend fahren
Prüfe vor der Abreise den Reifendruck und erhöhe ihn gegebenenfalls. Gut gefüllte Reifen haben weniger Rollwiderstand. Dachboxen sind praktisch fürs Gepäck, aber Gift für die Aerodynamik und erhöhen den Spritverbrauch. Wer schon beim Punkt „Leicht packen“ seine Hausaufgaben gemacht hat, kann hoffentlich auf die Dachbox verzichten.
Auch Fahrradträger sorgen dafür, dass du mehr Benzin verbrauchst. Evaluiere vor dem Urlaub, wie intensiv du vor Ort das Fahrrad nutzen wirst. Eventuell ist die Option „Fahrrad mieten“ die umweltfreundlichere Variante. Falls nicht, sollten die Fahrräder hinten und nicht auf dem Dach angebracht werden. So wird die Aerodynamik weniger gestört.
Einmal unterwegs, gelten alle bekannten Regeln des spritsparenden Fahrens: Entspannte 80 bis 85 km/h mit dem Bulli, früh schalten und die Klimaanlage nur im Notfall anmachen. Eine Navigationsapp vermeidet Staus und Umwege und falls ihr doch einmal feststeckt: Motor abschalten. Erkunde den Zielort am besten zu Fuß oder per Fahrrad und vermeidet Kurzstrecken. Wer es ganz ohne Abgase möchte, freut sich auf den E-Bulli „VW ID. Buzz“, kombiniert einen leichten Wohnwagen mit einem Elektro-Auto oder probiert etwas ganz Neues aus: Den ersten Camper fürs E-Bike „Wide Path Camper“.
3. Wasser sparen, Wasser schonen
Zum nachhaltigen Campen gehört auch der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Wasser: Halte Duschen so kurz wie möglich und benutze am besten Bio-Seifen und -Shampoo. Auch in puncto Sonnencreme und anderen Körperpflegeprodukten kannst du das Wasser schonen, wenn du zu Naturprodukten greift.
Das Gleiche gilt fürs Spülen: So kurz und so „bio“ wie möglich, idealerweise zu Produkten mit dem „Blauen Engel“ greifen. Benutze am besten auch Bio-Spülschwämme, damit kein Mikroplastik ins Wasser gerät. Wenn du leicht gepackt hast, muss ab und zu gewaschen werden. Sammele dazu immer genug Kleidungsstücke für eine volle Waschladung.
Extra-Tipp: Feste Seifen und Shampoos vermeiden nicht nur Verpackungsmüll, sondern sind meist auch günstiger, langlebiger und leichter als Flüssigprodukte.
Wer Wohnwagentoiletten benutzt, hat bezüglich Wasserschutz besonders viel Verantwortung. Eine fachgerechte Entleerung an den dafür vorgesehenen Stationen versteht sich von selbst. Wer das oft tut, sollte auf Trockenzusätze verzichten, da sie für volle Tanks konzipiert sind. Am besten für die Umwelt sind ökologische Toilettenzusätze in Kombination mit einem speziellen Lüfter, der Gerüche mit Unterdruck absaugt.
4. Strom sparen
Heutzutage geht so gut wie nichts ohne Strom, auch nicht Camping. Besonders nachhaltig ist daher ein Solarmodul. Es gibt viele Modelle, große für das Dach und Kompaktversionen, die sich leicht im Kofferraum verstauen lassen. Damit die aufgeladene Energie lange reicht, nutze sparsame LED-Lampen.
Sich nach dem Rhythmus der Natur zu richten, spart ebenfalls Energie. Besonders wer mit dem Zelt unterwegs ist, kennt das: Die Sonne geht auf und lässt sich nicht ausblenden, also fängt man den Tag am besten früh an und geht dann auch mit der Sonne schlafen. Die Sonne kann auch ein praktischer Helfer sein, um Energie für Warmwasser zu sparen: Einfach tagsüber eine Solardusche in die Sonne legen und abends entspannt warm duschen.
5. Müll vermeiden
Auch wenn Camping sich ein wenig „wilder“ anfühlt als zuhause, gelten doch oft die gleichen Regeln: Mülltrennung sollte auch auf dem Campingplatz befolgt werden und Müll im Lagerfeuer verbrennen ist auch dort ein No-Go, wo Lagerfeuer erlaubt sind.
Am besten fährt man mit Müllvermeidung: Nimm zu Ausflügen am besten Brote, lose Snacks oder Obst in Boxen mit und verzichte auf verpackte Riegel, Chipstüten und Einwegtrinkbehälter. Wer frisch, regional und unverpackt einkauft, hat sowieso kaum ein Müllproblem.
Gutes Campinggeschirr, das lange hält, sowie eine feste Anzahl an Tupperdosen oder ähnlichem, die zu jedem Camping mitgenommen werden, sind die andere Hälfte der Miete bei der Müllvermeidung.
Umweltfreundliche Campingplätze
Wer nachhaltig campen möchte, ist am besten auf einem Campingplatz aus dem „Ecocamping-Netzwerk“ aufgehoben. Diese zeichnen sich z.B. durch effiziente Energienutzung und -Erzeugung, Bildungsmaßnahmen, Wassersparmaβnahmen, naturverträglich gestaltete Anlagen, vorbildliches Abfallmanagement, umweltfreundliche Reinigung und Einkauf bei regionalen Lieferanten aus. Um die Auszeichnung auf Dauer zu halten, werden sie langfristig vom Ecocamping-Netzwerk begleitet und beraten. Hier eine kleine Auswahl:
Nachhaltig Campen im Norden:
Im preisgekrönten Uhlenköper Camp in Niedersachsen gibt es jede Menge Freizeitmöglichkeiten vor Ort und ganz in der Nähe. Wer Wassersport, Wald und Spaß mag, ist hier genau richtig.
Umweltfreundliche Campingplätze im Westen:
Die Naturcampinganlage Schafbachmühle in der Eifel ist ein Kinderparadies mit Bachlauf und anderen Spielmöglichkeiten. Mitten in einem bewaldeten Tal bietet der Platz Ruhe und Erholung.
Nachhaltige Plätze zum Campen im Osten:
Der Camping- und Ferienpark Havelberge in Mecklenburg-Vorpommern ist Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und mehrfach ausgezeichnet. Direkt am Wasser gelegen und doch im Wald, ist der Platz ein Paradies für Naturliebhaber, Badefreunde und Kanufahrer.
Grün Campen im Süden:
Via Claudia Camping liegt malerisch am Lechsee im Allgäu. Ein zweiter Badesee mit warmem Moorwasser ist ein besonderes Plus und Neuschwanstein ist gleich um die Ecke.
Auch Österreich hat einige Öko-Campingplätze zu bieten, so zum Beispiel das „Panoramacamping Sonnenberg“ in Vorarlberg. Hier finden Urlauber Erholung vor spektakulärer Alpenkulisse mit dutzenden Ausflugs- und Freizeitmöglichkeiten direkt vor der Tür.
Vera schreibt für uns remote vom Tor zu Patagonien/Chile aus. Dort ist sie als echter Outdoor-Fan genau richtig: Ob im Urwald, auf Lavafeldern oder am Pazifikstrand, Vera hält immer Ausschau nach kleinen Naturschätzen, erstaunlichen Details und kreativen Ideen. Kein Wunder, dass sie bei uns am liebsten über Travel, Nachhaltigkeit und spannende Menschen schreibt.