E-Mobilität – auch ein Thema, das in der Camping-Szene an Bedeutung gewinnt. Schließlich geht der Trend zu Slow Travel. Wie ein Roadtrip nachhaltig gelingt und welche Innovationen schon jetzt und in Zukunft auf uns warten – lies es jetzt.
Die Landschaft zieht vorbei, während sich der Fahrtwind unter die Klänge der Musik mischt. Die Morgensonne lacht vom Himmel und verleiht Bäumen, Feldern und Bergen einen rötlichen Schimmer. Ein tiefer Atemzug und ein Gefühl von Freiheit breitet sich in der Bauch- und Herzgegend aus. Es ist perfekt, man könnte Stunden so weiterfahren.
Unabhängigkeit und Freiheit, das ermöglichen Roadtrips – kein Wunder, dass diese immer beliebter sind. Sie realisieren einen Urlaub an vielen Orten und ein besonders intensives Erleben der Natur. Aufwachen vom Rauschen der Wellen – das kann nicht jede Ferienunterkunft bieten. Ausgebaute Camper oder luxuriöses Wohnmobil machen es möglich. Jedoch ist auch diese Form des Reisens nicht emissionsfrei: Je länger die Strecke wird, desto größer der CO2-Fußabdruck. Eine Komponente, die das Urlaubsglück trüben kann. E-Wohnmobile läuten eine neue Ära des mobilen Reisens ein. Gepaart mit Solar-Energie steht umweltfreundlichem Reisen nichts mehr im Wege.
Stella Vita – autark Reisen im Solar-Wohnmobil
Es ist das erste solarbetriebene Reisemobil: Stella Vita, so heißt das Konzeptfahrzeug. Hinter dem zukunftsvisionären Camper stehen 22 Student:innen der niederländischen Technischen Universität Eindhoven. Mit Stella Vita haben sie eine Mission: Die E-Mobilität im Camping zu revolutionieren. Denn dort gibt es noch jede Menge unausgeschöpftes Potenzial. Das Besondere an Stella Vita: Das Dach, auf dem Solarpanels auf einer Fläche von 17,5 Quadratmetern Platz haben – allerdings nur im Stand. Beim Fahren ist mehr als die Hälfte der Panels eingefahren. Der Grund ist einfach: So bietet das Wohnmobil mehr Aerodynamik, was wiederum der Batterie zugutekommt. Dennoch kann das Wohnmobil auch während der Fahrt über den Teil des beständigen Solardachs Sonnenenergie speichern. Strahlt die Sonne mal nicht vom Himmel, lässt sich das Reisemobil auch extern laden.
Die Batterie verfügt über eine Leistung von 60 kWh – das reicht für eine Reichweite von bis zu 600 Kilometer Fahrt mit einer Geschwindigkeit bis zu 120 km/h. Scheint die Sonne, kann die Reichweite auf 730 Kilometer maximiert werden. Das klingt vielversprechend. Allerdings muss man beachten, dass auch Energie über den Antrieb hinaus aus den Lithium-Ionen-Akkus gezogen wird: Kochen, Licht und Co. brauchen ebenfalls Strom. Jedenfalls dann, wenn man nicht direkt auf die Energie der Sonnen zugreifen kann. Auch ein Highlight bei Stella Vita: Über den Energieverbrauch hat man die volle Kontrolle. Ein Infotainment-System offeriert vorhandene Kapazitäten, sodass man sich entsprechend organisieren kann.
Wohn- bzw. Reisemobile basieren in der Regel auf einem Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen, damit ist Stella Vita mit einem Gewicht von 1,7 Tonnen nur halb so schwer – das macht es einfacher, elektrisch zu fahren. Getestet wurde das Fahrzeug natürlich auch schon: Im September 2021 brach Stella Vita zur Hafenstadt Tarifa in Spanien auf. Komplett einwandfrei ging der Trip nicht vonstatten, jedoch war die Reise vielversprechend und zeigt: Roadtrips gehen auch emissionsfrei und autark dank des direkten Einflusses erneuerbarer Energiequellen.
E-Wohnmobil – im Urlaub elektrisch unterwegs
Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb erobern auch über die Städte hinaus immer weiter die Straßen. Doch wie sieht es bei Wohnwagen und Campern aus? Das Elektro-Angebot im Wohnmobil-Segment ist da, aber nicht sonderlich groß. Das erste Wohnmobil mit Elektroantrieb brachte Iridium 2020 auf den Markt.
Dieses Wohn-Fahrzeug mit vollelektrischem Motor ist in zwei Varianten erhältlich: Die kleine Version verfügt über 105 kW und 86,4 kWh starke Akkus, die größere über 140 kW und 108 kWh-Akkus. Damit kommt das E-Wohnmobil rund 300 bzw. 400 Kilometer weit. Mit dem CCS-Schnellladesystem können die Batterien innerhalb von 1,5 bis 2 Stunden vollständig geladen werden. Auch hier gibt es eine Solaranlage zur Vollausstattung dazu. Doch wie teuer ist das elektrische Roadtrip-Vergnügen? Der Preis für Iridium liegt bei 169.000 Euro.
Dass das Angebot an E-Modellen im Camping-Segment noch ausbaufähig ist, hat einen Grund – oder besser gesagt drei: Gewicht, Größe und zu fahrende Strecke. Je größer und schwerer das Fahrzeug ist, desto mehr Power braucht die Batterie. Und diese ist in Form von Lithium-Ionen-Akku nicht gerade günstig. Zudem dient sie als einzige Stromquelle, die für alles genutzt wird. Bei herkömmlichen Reisemobilen gibt es drei verschiedene Energie-Versorger: Gas zum Kochen, Strom fürs Licht, Diesel zum Fahren. Der bekannte Wohnmobilhersteller Dethleffs arbeitet deshalb seit einigen Jahren an einem Elektro-Wohnmobil, dessen Batterie wie bei Stella Vita von zahlreichen Solarpanels unterstützt wird. Alternativ gibt es Hybrid-Wohnmobile, die dank zusätzlichem Verbrennungsmotor keine Reichweitenprobleme haben – jedenfalls wenn man nicht ausschließlich elektrisch fährt. Wer auch mit weniger Komfort auskommt und rein elektrisch unterwegs sein möchte, für den eignet sich ein Elektro-Camper. Dieser ist auch gerne mal 100.000 Euro günstiger als ein E-Wohnmobil.
Elektro-Camper, die Alternative zu E-Wohnmobil
Es muss ja nicht immer gleich ein Wohnmobil sein, ein ausgebauter Camper reicht oftmals auch schon aus. Und auch diese gibt es mit Elektromotor – auch wenn das Angebot recht überschaubar ist. Darunter der Pössl e-Vanster und der Mercedes EQV zum Umrüsten.
Das Elektro-Camper-Modell Pössl e-Vanster gibt es mit zwei unterschiedlichen Akkugrößen: Der kleine Akku mit 50 kWh soll 224 km Reichweite ermöglichen, der große mit 75 kWh sogar 330 km. Diesen fertigen Camper gibt es bereits ab 58.499 Euro – abzüglich der E-Auto-Förderung.
Natürlich lässt sich auch jeder Van mit Elektromotor zum Roadtrip-Camper ausbauen. Der Ausstatter Sortimo aus der Schweiz bietet direkt ein passendes Ausbaukit mit dem Namen Campingbox für den Elektro-Bus Mercedes EQV an – sowohl für das kurze als auch lange Modell. Integriert in dem Kit sind Solarpanels mit 400 Wh – nicht die höchste Leistung, aber ein Anfang. Diese Solarenergie kann in Akkus mit entweder 60 oder 90 kWh Kapazität gespeichert werden. Neben der Energie-Komponente umfasst die Campingbox ein Aufstelldach mit Liegefläche für zwei Personen, sowie ein zweites Bett und eine Mini-Küche inklusive Kühlbox. Zu einem Preis von rund 15.000 Euro lässt sich Ausbau für den EQV inklusive Aufstelldach verwirklichen. Auch für andere Autos mit E-Antrieb gibt es ein Ausbaukit – wie für den Nissan e-NV200. Und auch Hersteller wie VW haben sich bereits daran gemacht, in Sachen Elektro-Camper nachzuziehen. In Zukunft wird wohl das Angebot an Wohnmobilen und Campern mit Elektroantrieb steigen.
Nachhaltiges Camping für kleines Geld
Nachhaltig reisen, kann teuer sein. Wer dennoch beim Roadtrip gern etwas für die Umwelt tun würde, ohne gleich tief in den Geldbeutel greifen zu müssen, kann einen E-Camper mieten – zum Beispiel über Zero Campers oder e-camper.rent. Wer bereits Van oder Wohnmobil besitzt, kann diesen mit Solarpaneelen ausstatten. Diese lassen sich sowohl mobil als auch fest anbringen. Und auch Solar-Camping-Gadgets können den Camping-Alltag grüner gestalten. Erfahre jetzt mehr über Solar-Camping.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.