Die Mala Kette hilft dabei, während der Meditation im Jetzt zu bleiben. In unserem Ausflug nach Bali erfährst du, was dahintersteckt und wie du sie nutzen kannst.
Der Holztisch vor Ida Resi Alit ist gedeckt: geflochtene Körbe voller Blütenblätter, Messing-Tabletts, auf denen goldene Becher stehen, Räucherstäbchen, Blumengestecke. Die 36-jährige Indonesierin trägt eine Bluse, in ihrer linken Hand hält sie eine Glocke, in ihrer rechten ein paar Blumen. Im Hinterhof ihrer Tempelanlage auf der Insel Bali ist es still. Nur ab und zu dringt Hundegebell durch die Mauern. Aber davon lässt sich Ida nicht stören. Ihre Konzentration ist auf das gerichtet, was vor ihr liegt: Eine Kette, gefertigt aus heidelbeergroßen Perlen. Sie klingelt ein paarmal mit der Glocke und lässt dann ihre Hände über die Perlen kreisen. Anschließend übergießt sie die Kette mit Wasser, legt die Hände aufeinander und schließt für einen kurzen Moment die Augen, ehe sie das Schmuckstück in einen Korb mit Blütenblättern bettet.
Jede Kette erhält eine Zeremonie
Auf der anderen Seite des Tischs sitzen Ole Ukena, Kim Naomi und Rik Fiddiké, die den Korb entgegennehmen. Die drei waren in Deutschland in den Bereichen Kunst und Fashion tätig, ehe sie vor ein paar Jahren auf der Suche nach mehr Freiheit und Abenteuer nach Bali ausgewandert sind. „Wir haben hier Lehrer:innen und Handwerker:innen getroffen, sind süchtig nach Yoga geworden, haben unsere eigene spirituelle Praxis vertieft, viel Kaffee getrunken und unser Label MA:HI gegründet“, fassen sie zusammen.
Seit 2017 verkaufen sie über MA:HI nachhaltig und fair produziertes Zubehör für Yoga. Und die Ketten, die sie gerade bei Ida abholen. Im Buddhismus und Hinduismus tragen sie den Namen Mala, dienen als Unterstützung bei der Meditation und werden als Gebetskette genutzt. Schon vor mehr als 2.000 Jahren haben Yogameister die Malas als Geschenk an ihre Schülerinnen und Schüler überreicht.
Jede Mala Kette, die Ole, Kim und Rik verkaufen, wird von Ida geweiht. Sie ist als in einem Reisbauerndorf in Bangli großgeworden. Über ihren Onkel fand sie zur Meditation, heute ist sie Balis einzige Wasserpriesterin. „In unserer Hindu-Tradition nennen wir die Mala-Zeremonie ‚pasupati'“, erklärt sie. „Dabei führen wir jeder Mala Energie zu und lassen sie lebendig werden.“
Die Perlen der Mala stammen traditionell von Bäumen
Die Malas bestehen aus 108 Perlen und einer Guru-Perle, die etwas größer ist. Sie markiert den Anfangspunkt der Gebetskette. Die Perlen sind durch Knoten voneinander getrennt, am Ende der Kette befindet sich meist eine kleine Quaste. Im Hinduismus werden traditionell Rudraksha-Perlen für die Malas verwendet. Das sind die getrockneten Samenkörner der Frucht des Rudraksha-Baums. Sie erreichen einen Durchmesser von bis zu 40 Millimeter und sind durch natürliche Kerben in Segmente untergliedert. Diese Segmente nennen sich ‚Mukhi‘. Je nach Anzahl der Mukhi werden den Perlen Heilkräfte zugesprochen. Im Buddhismus werden die Samen des Bodhi-Baums für die Kette verwendet. Sie sehen ähnlich aus wie die Rudraksha-Perlen. Auch Sandelholz, Bergkristalle oder Edelsteine werden zur Herstellung der Perlen genutzt.
So geht die Meditation mit der Mala Kette
Während der Meditation hilft dir die Mala, im Jetzt zu bleiben. Die Meditationstechnik mit der Kette nennt sich Japa Mala. Japa ist Sanskrit und bedeutet übersetzt so viel wie ‚flüstern‘ oder ‚murmeln‘. Während der Japa Mala Meditation wiederholst du nämlich immer wieder ein Mantra, das du zu Beginn der Praxis festlegst. Dein Mantra kann eine Silbe sein, ein Wort oder ein Satz. Das bekannteste Mantra ist das ‚Om‘. Om soll den Urklang des Universums beschreiben und löst in deinem Körper eine angenehme Vibration aus. Du kannst aber auch dein eigenes Mantra bestimmen. Zum Beispiel etwas, das du dir wünschst oder in deinem Leben umsetzen möchtest. Dann kommt deine Mala ins Spiel: Du legst sie in deine rechte Hand und berührst mit deinem Daumen und Mittelfinger die erste Perle hinter dem Anfangspunkt der Kette. Schließe deine Augen, konzentriere dich auf deinen Atem und beginne, dein Mantra zu wiederholen. Du kannst es laut sagen, flüstern oder innerlich sprechen. Berühre bei jeder Wiederholung die nächste Perle deiner Kette, bis du sie einmal umkreist hast. Du wirst merken, dass dir die Mala Perlen helfen, deinen Fokus zu behalten.
Im Hier und Jetzt bleiben
Deine Gedanken neigen dazu, während der Meditation abzuschweifen? Auch diese Tools sind hilfreich, um beim Meditieren die Konzentration zu halten.
Tool 1 –Meditationstagebuch schreiben
Oft fällt es bei unserem hektischen Leben schwer, Gedanken loszulassen, weil wir Angst haben, etwas Wichtiges zu vergessen. Das ist beim Meditieren nicht anders. Ein Meditationstagebuch kann helfen. Schreibe dazu nach der Meditation die Gedanken nieder, die dich beschäftigt haben. So kannst du sie während deiner Praxis leichter ziehen lassen.
Tool 2 – Augenkissen auflegen
Wenn du gerne im Liegen meditierst, kann ein Augenkissen bei der Meditation unterstützen. Die Stoffbezüge sind meist mit Lavendel und Leinsamen gefüllt. Über die Augen gelegt entfalten sie nicht nur einen angenehmen Duft, sondern üben auch einen leichten Druck auf den Kopf aus. Verspannungen lösen sich und die Muskulatur beruhigt sich. Außerdem dringt kein Licht zu deinen Augenlidern hindurch. So kannst du leichter abschalten, zur Ruhe kommen und die Zeit deiner Meditation sinnvoll nutzen.
Tool 3 –Räucherstäbchen anzünden
Düfte haben eine direkte Wirkung auf unsere Gedanken. Die Aromen von Räucherstäbchen oder Palo Santo beruhigen und schaffen das richtige Setting für die Meditation. So kannst du dich besser auf deine Praxis einlassen und neue Energie schöpfen. Wenn du merkst, dass deine Gedanken davonlaufen, konzentriere dich wieder auf den Geruch um dich herum und hol dir so den Fokus zurück.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.