Ob auf dem traditionellen Butterbrot oder einer hippen Bowl – Microgreens breiten sich auf den europäischen Tellern aus. Das Münchner Start Up MingaGreens hat sich auf die grünen Nährstoffbomben spezialisiert. Im Gespräch mit unserer Autorin erzählt Mitgründer Thomas Heller-Regenbogen von der Start Up Gründung, den gesundheitlichen Vorteilen der Microgreens und den Herausforderungen beim Anbau.
Microgreens – was ist das überhaupt?
Für einige Teil des Standardrepertoires beim Abendbrot, für andere noch Neuland: Die kleinen essbaren Keimpflanzen – oder vielmehr „Pflänzchen“ – werden in asiatischen Ländern wie Japan bereits seit Jahrhunderten verspeist. Auch bei uns entdecken immer mehr Feinschmecker das Mikrogrün für sich. Besonders reichhaltig an Vitaminen und Mineralstoffen sind Microgreens die ideale Ergänzung für die gesundheitsbewusste Ernährung.
Microgreens sind die nächste Evolutionsstufe der Sprosse. Ausreichend bewässert und belichtet, entwickelt sich aus einem Samen zunächst ein Keimling und daraus die Keimsprosse. Sie sind nährstoffreich und bestechen mit ihrem leicht nussigen Aroma. Lässt man die Sprosse noch ein wenig weiterwachsen, entsteht das Mikrogrün oder auch Babygrün oder Blattgrün genannt. International hat sich die Bezeichnung Microgreens durchgesetzt. Ebenso wie Sprossen können Microgreens mit einer Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen punkten. Außerdem findet sich für jeden Gaumen der passende Geschmack: Je nach Pflanzenart kannst du dich über einen milden, herben, scharf-würzigen, süßlichen, zitronigen oder nussigen Geschmack freuen.
Microgreens verzehrt man ganz klassisch wie Kresse auf einem Butterbrot oder im Salat. Aber auch als Topping für Bowls, als Zugabe für Dips oder Smoothies oder als Dekoration für Suppen machen die grünen Keimpflanzen etwas her.
MingaGreens – Microgreens made in Munich
MingaGreens baut Microgreens für unterschiedliche Gemüsesorten an, z.B. bekannte Sorten wie Radieschen oder Brokkoli, aber auch ausgefallenere Varianten wie Sonnenblume und Koriander – und das alles regional in München. Mitgründer Thomas Heller-Regenbogen schwärmt vom Geschmack der Microgreens: „Jedes Green hat denselben oder einen ähnlichen Geschmack wie das ausgewachsene Gemüse.“ Ein Radieschen-Microgreen schmeckt also nach Radieschen. „Der Bonus: Die Nährstoffe in Microgreens sind konzentriert. Da sich die Pflanze noch im Wachstum befindet, erhalten sie bereits alle Nährstoffe der ausgewachsenen Frucht und das zum Teil in höherer Konzentration als im ausgewachsenen Gemüse.“
Aktuell bietet das Unternehmen zwischen 15 und 20 Sorten an. Besonders beliebt sind die klassischen Gemüsesorten: Rucola, Brokkoli, Radieschen, Kohlrabi und Erbse. „Ich war von Anfang an vom Geschmack begeistert. Wenn man das Grün der Erbse zum Beispiel probiert, dann denkt man wirklich, man steht bei Oma im Garten und nascht gerade von einer frischen Erbsenschote“, berichtet Thomas Heller-Regenbogen.
Drei Freunde mit einer Vision
MingaGreens ist aus einem gemeinschaftlichen Projekt heraus entstanden. Die drei Gründer sind enge Freunde ¬– während der Corona-Pandemie konnten sie nicht mehr zusammen Tennis spielen und haben daher nach einem anderen Ausgleich gesucht. Einer der Freunde war in seinem Job überlastet. So drehten sich die gemeinsamen Gespräche viel um Gesundheit und ausgewogene Ernährung. „Wir dachten: Wir haben so unterschiedliche Hintergründe, jeder bringt etwas anderes mit ein – wir sollten ein gemeinsames Projekt starten“, beschreibt Thomas Heller-Regenbogen die Gründung. Er selbst ist bereits seit 15 Jahren hauptberuflich Unternehmensberater und bringt das unternehmerische Know-How mit. Ideengeber ist der promovierte Biotechnologe Dr. Gernot Kleinberger, der in der Forschung tätig war und zuvor schon einmal ein Start Up mitaufgebaut hatte. Das Team komplettiert Physiotherapeut Florian Göttl.
Sie begannen ihre ersten Versuche, Microgreens in Bioqualität anzubauen im Hobbykeller von Biotechnologe Gernot Kleinberger. Alle Regale für das vertikale Indoor Farming bauten die drei Gründer selbst ¬–¬ in echter Start-Up-Manier. Eine Klimaanlage sorgt für die richtigen Voraussetzungen – eine gleichbleibende Temperatur um 20 Grad Celsius.
Im Februar 2021 erfolgte die Gründung der MingaGreens GmbH. „Minga“ steht übrigens für München und bedeutet außerdem im südamerikanischen Raum so viel wie „freiwillige Gemeinschaftsarbeit“. „Greens“ leitet sich natürlich aus dem Produkt – Microgreens – ab.
Nachhaltigkeit als Priorität
Aktuell vertreibt das Unternehmen seine Produkte vor allem regional im Münchner Handel, Bio-Supermärkten und kleinen Feinkost- und Hofläden. Auch die Gastronomie zählt zu den Kunden von MingaGreens. Unternehmenskantinen, wie die des FC Bayern München, sind begeistert von den Microgreens aus regionalem Anbau.
Microgreens selbst anpflanzen – so geht’s
Wer Microgreens selbst heranziehen will, braucht nicht viel:
Das richtige Substrat
Wir empfehlen dir Bio-Erde oder alternativ Kokosfasermatten. Bio-Erde muss nicht nachgedüngt werden, Matten aus Naturmaterialien sollten etwa nach 10 Tagen mit einem biologischen Dünger mit Nährstoffen versorgt werden.
Der passende Standort
Deine Microgreens brauchen eine Temperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius, um richtig zu gedeihen. Suche dir also einen gut temperierten Raum, der nicht zu feucht ist, um Schimmelbildung zu vermeiden. Zudem sollten die Microgreens vor allem in den ersten Tagen immer wieder gut belüftet werden.
Der richtige Licht
Microgreens dürfen nicht im direkten Sonnenlicht stehen, um nicht zu verbrennen. Eine helle Fensterbank eignet sich gut, ebenso wie Tageslichtlampen.
Passende Samen und Anzuchtschalen
Online und im Fachhandel bekommst du die richtigen Samen und Anzuchtschalen. Achte darauf, dass die Produkte in Bio-Qualität sind, sodass keine schädlichen Stoffe in deine Microgreens wandern können. Außerdem sollten die Samen speziell für den Microgreens-Anbau freigegeben sein.
Microgreens anbauen
Mit dem Anbau deiner Microgreens verfährst du ähnlich wie bei Kresse. Benetze die Samen gut mit Wasser – einige Expert:innen empfehlen sogar, die Samen in Wasser quellen zu lassen. Anschließend verteilst du die Samen auf deiner mit Substrat gefüllten Anzuchtschale. Drücke die Samen leicht an und feuchte die Erde dann mit Wasser aus einer Sprühflasche an. Sind deine Samen Lichtkeimer, dann bist du nun auch schon fertig. Gegebenenfalls kannst du die Schale mit Frischhaltefolie abdecken und an den ausgewählten, hellen Standort stellen. Du kannst sie auch offen stehen lassen. Sorge mit einer Sprühflasche Wasser stets dafür, dass die Samen feucht, aber nicht nass gehalten werden. Dunkelkeimer sollten noch einmal mit etwas Erde überdeckt werden, dann sind auch sie bereit für die Fensterbank.
Jetzt heißt es abwarten. Nachdem die Keime etwa 2 cm hoch gewachsen sind, kannst du die Abdeckung abnehmen. Achte während der gesamten Wachstumsphase auf ausreichende Bewässerung. Nach etwa 7 bis 20 Tagen (je nach Sorte und Pflege) sind deine Microgreens bereit zur Ernte. Etwa fingerbreit über dem Boden kannst du sie abschneiden. Dann heißt es nur noch: Genießen!
Übrigens: Überschüssige Microgreens sowie die verbliebene Ernte kannst du kompostieren.
Als Master der Kommunikationswissenschaften ist Annalena fasziniert von den Geheimnissen der Psychologie und den Nuancen zwischenmenschlicher Beziehungen. Ihrer künstlerischen Ader kann sie auf der Theaterbühne Ausdruck verleihen. Im Einklang mit der Natur entdeckt sie ständig Neues. Darum schreibt sie am liebsten über Reisen, Gesundheit, Schönheit und nachhaltige Ernährung. Ihre Lebensphilosophie: Immer neugierig bleiben!