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Virtual-Reality-Meditation mit AR-Brille

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Immer mehr digitale Innovationen revolutionieren den Mental-Health-Bereich – darunter auch Virtual Reality: Welchen Beitrag VR- und AR-Brillen zur psychischen Gesundheit leisten, ein Überblick.

Meditativer Flow durch Virtual Realitiy: eine immersive Erfahrung

Es ist einer dieser Widersprüche, dass Technologie sowohl stressen als auch entspannen kann – Tristan Elizabeth Gribbin ist sich dessen sehr bewusst. Sie ist die Gründerin von „Flow“, einem Unternehmen, das moderne Meditation möglich macht – mithilfe von VR-Brillen.

Gribbin kommt bereits in ihrer Kindheit mit Meditation in Berührung. Doch erst Jahre später spürt sie zum ersten Mal dessen lebensverändernden Kräfte, während sie sich in Islands unberührter Natur befindet.

Der Anblick solch spektakulärer Naturschaubilder soll auch anderen die Türen zur Meditation und damit zu sich selbst öffnen, ihnen eine Welt fernab des Alltages aufzeigen – und das jederzeit. Mit der Gründung von Flow beginnt das Team sich mit der Frage zu befassen, ob Virtual Reality die Lösung dafür sein könnte. Zunächst ist Gribbin skeptisch. Sie befürchtet, dass VR ein Gadget oder kurzzeitiger Spiele-Trend ist. Der Aha-Moment kommt, als sie die Spitze des Mount Everest erklimmt – natürlich über Virtual Reality. Danach ist sich die Meditationslehrerin sicher: VR-Brillen können die Meditation erleichtern, wie auch bereichern.

Vision Pro of Apple: Wie eine Mixed-Reality-Brille der Meditation neue Dimensionen verleiht

Ein Impuls, den auch das Tech-Unternehmen Apple teilt. Nach sieben Jahren Arbeit im Bereich VR und AR hat Apple vor kurzem ihre Mixed-Reality-Brille mit dem Namen „Vision Pro“ vorgestellt. Schwebende Apps und Displays im Raum, die sich mit Blicken und einer Handbewegung ins Leere intuitiv steuern lassen: Was wie aus in einem Sciene-Fiction-Film klingt, lässt Apple mit der neuen Brille wahr werden. Die Mixed-Reality-Brille gilt als erster räumlicher Computer und schlägt bereits jetzt schon Wellen, ohne überhaupt auf dem Markt erhältlich zu sein. Der Grund: ihr innovativer Technologie-Mix aus AR und VR.  Im Augmented-Reality-Modus, also dem Zusammenspiel aus digital und analog, soll sie den Alltag spielerisch erleichtern. Im Virtual-Reality-Zustand lässt sie die Immersion in andere Welten zu.

Doch was macht die Apple Brille für Meditationen und damit einhergehend Mental Health so wertvoll? Zunächst bietet ihr neues Display-System gestochen scharfe (3D)-Bilder, welche uns in Kulissen eintauchen lassen, die es erleichtern, den Alltag vollends auszublenden. Zum Vergleich: Bei der Apple Brille nehmen 64 Pixel so viel Raum ein, wie ein einzelnes Pixel beim iPhone.

Mit einem Dreh an der Digital Crown, also einem Rädchen am oberen Rand der Brille, kann die Intensität der virtuellen Realität reguliert werden. Sprich: Die User entscheiden selbst, inwieweit sie sich während der Meditation aus der realen Welt abschirmen möchten. Das macht nicht nur den Wechsel zwischen AR und VR fast nahtlos, sondern auch eine weitere Form der Meditation möglich. Statt in einer virtuellen Landschaft zu sitzen, könnte in Zukunft das eigene Wohnzimmer Schauplatz projizierter schwebender VR-Elemente sein. Ein Mix aus realer und virtueller Welt, der sich besonders gut für Gruppenmeditationen eignet. Doch auch für Menschen, die lieber an Ort und Stelle bleiben und sich nur VR-Impulse wünschen, kann AR-Meditation die optimale Lösung sein.

Nicht nur die visuellen Eindrücke sind dreidimensional, sondern auch die auditiven. Mit der Vision Pro wirkt es so, als komme der Klang aus den eigenen vier Wänden. Neu ist die Idee von 3D-Audio beziehungsweise Surround-Sound nicht, doch sorgen die Audio Pods neben jedem Ohr für personalisierten Klang, der sich nicht nur der Kopfbewegung, sondern auch dem Umfeld anpasst.

So großartig und neu die Technologie auch ist, über eine Anschaffung einer solchen Brille werden Interessierte wohl zweimal nachdenken: Denn zu Beginn soll sie 3500 Dollar kosten. Erhältlich ist die Vision Pro laut Apple ab nächsten Frühjahr – allerdings auch erstmal nur in den USA. Mit ihrem Mixed-Reality-Ansatz ist Apple allerdings auch nicht  allein – auch Konkurrent Meta, bislang Marktführer bei VR-Headsets, hat eine Mixed-Reality-Brille angekündigt, die vergleichsweise nur rund 600 Dollar kosten soll.

Achtsamkeit trifft auf Virtual Reality: Was macht VR-Meditation mit uns?

Ein cooles Gadget von Apple, das in Sachen Meditation neue Möglichkeiten bietet.

Seit Jahrtausenden ist die achtsame Praxis als wirksame Methode bekannt, um geistige Klarheit, Stressabbau und emotionales Wohlbefinden zu erreichen. Das primäre Ziel ist der Zustand tiefer Entspannung, die Selbstwahrnehmung und den Moment bewusst zu erleben. In der heutigen Zeit wird Meditation dabei immer mehr von digitalen Einflüssen geprägt. Ob es nun eine passende App ist, ein Video auf Youtube oder eben nur der meditative Klang des Meeres über Spotify. Wir nutzen digitale Angebote als Unterstützung, um in einen meditativen Zustand zu gelangen. Warum nicht auch einen Schritt weiter gehen und sich in die virtuelle Realität begeben?

Wie genau funktioniert VR-Meditation?

Bei der Meditation in Virtual Reality werden spezielle Headsets beziehungsweise Brillen und Apps verwendet, um die Nutzer:innen an wunderschöne Orte zu transportieren und so eine immersive Erfahrung zu schaffen. Die Brille kann Kopfbewegungen erfassen, die virtuelle Umgebung entsprechend anpassen und so wortwörtlich ein 360-Grad-Erlebnis schaffen. Wie bei Gribbins Beispiel mit der Spitze des Mount Everest sind oftmals existierende Orte in der Natur abgebildet. Sie können es erleichtern, sich fallen zu lassen, da sie nicht komplett fremd oder neuartig und dennoch weit genug vom momentanen Alltagsort entfernt sind.

Der Rundum-Blick in der ausgewählten 3D-Natur und die Geräusche, die oftmals ebenfalls durch 3D-Audio Räumlichkeit kreieren, helfen dabei, sich der eigenen Welt und dessen Ablenkungen zu entziehen. So bleibt der Fokus bei der Meditation, auch wenn es vorerst sein kann, dass die virtuelle Erfahrung im Vordergrund der Meditation steht. Ebenfalls positiv: Die meisten Apps bieten nicht nur unterschiedliche Locations und Sounds, sondern auch mehrere Formen der angeleiteten Meditation, was das Eintauchen im VR-Hier und Jetzt vereinfacht. Diese können von Atemübungen über Körperscans bis hin zu Visualisierungstechniken reichen.

VR zur Therapie? Phobien mit einer VR-Brille begegnen

Meditation stärkt unsere mentale Gesundheit. Doch manchmal reicht sie nicht, besonders wenn Ängste zu Phobien werden. Kann eine Virtual Reality Brille auch ein therapeutisches Instrument sein?

Eines steht fest: Virtual Reality bietet die Möglichkeit, sich ohne großen Aufwand den Ängsten zu stellen und eignet sich damit für psychotherapeutischen Konfrontationstherapie. Hat ein Patient zum Beispiel Höhenangst, muss er nicht erst die Treppen eines Hochhauses erklimmen, um sich seiner Angst zu stellen. Das Aufsetzen der VR-Brille genügt. Der weitere Vorteil: Die Auseinandersetzung mit der Phobie findet in einem sicheren und kontrollierten Raum statt. So ist die Hemmschwelle der Patient:innen meist niedriger, schließlich stellen sie sich „nur“ einer simulierten Realität. Während sie sich in der virtuellen Welt bewegen und mit ihr interagieren, können sie Bewältigungsstrategien erlernen und anwenden – mit dem Ergebnis, schrittweise ihre Resilienz zu steigern. Virtual Reality kann damit eine Ergänzung zur konventionellen Therapie sein.

Meditations-Apps für VR-Brillen: Diese gibt’s

Immer mehr Hersteller:innen bieten Meditations-Apps für solche Tech-Brillen an. Neben Flow von Gribbins gleichnamigen Start-up gibt es noch Guided Meditation VR sowie Magic Horizons – alle drei sind mit verschiedenen Meta VR-Brillen kompatibel wie der Meta Quest 2, auch als Oculus Quest 2 bekannt. Die Quest 2 kostet derzeit für 350 Euro und überzeugt in Sachen Preis-Leistung gleich auf mehreren Vergleichsplattformen.

Wem schöne Orte ohne angeleitete Meditation reichen, kann auch auf TheBlu oder Google Earth VR zurückgreifen. Während bei TheBlu die User in Unterwasserwelten eintauchen, bietet Google Earth VR genau das, wonach es klingt: Google Earth in VR. Beide Apps funktionieren auf der Oculus Rift und Rift S.

Dieses Meditations-Game soll von Psycholog:innen mitentwickelt worden sein: Flowborne, ein meditatives Atemspiel, kompatibel mit Meta Quest 2. Das Besondere ist die Biofeedback-Unterstützung: Jeder Atemzug lässt die User durch die traumhaften und abstrakten Welten voranschreiten – die eigene Atmung wird so zum Teil des Spiels. Das Ziel: durchatmen, Stress abbauen und entspannen.

Judith Püschner
Autorin Judith Püschner

Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet. 

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