Adaptogene können zum Gleichgewicht unseres Körpers beitragen. Seit Jahrtausenden werden sie in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt – und erleben heute einen regelrechten Boom.
Amely Kuchenbäcker war 26 Jahre alt, als sie das erste mal spürte was es heißt, über lange Zeit unter hohem Stress zu stehen. Sie war damals dabei, ihre Masterarbeit zu schreiben, was Schlafmangel, eine ungesunde Ernährungsweise und hohen Leistungsdruck nach sich zog. Mit der Zeit ging es ihr körperlich immer schlechter, ihre Gelenke schwollen an, das vom Arzt verschriebene Cortison griff ihren Magen an. Ihre Mutter, selbst Ärztin, hat sie dann zur traditionellen chinesischen Medizin geschickt. Schließlich war es ein Pulver aus Vitalpilzen, das Amelys Beschwerden heilte. „Ich habe mich dann lange mit alten Rezepturen und den Wirkungsweisen von Naturwirkstoffen beschäftigt“, sagt sie in einem Interview. Die Kraft der Natur wollte sie auch anderen Menschen zugänglich machen. Gesagt, getan: Heute stellt sie für ihr Unternehmen Ylumi selbst pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel her – und zwar auf Basis adaptogener Kräuter und Pflanzen.
Adaptogene – was steckt dahinter?
Adaptogene ist die alternativmedizinische Bezeichnung für biologisch aktive Substanzen, die in einigen Pflanzen vorkommen. Und zwar in solchen Pflanzen, die unter schlechtesten Bedingungen überleben müssen. Die Substanzen helfen ihnen, sich gegen widrige klimatische Bedingungen wie extreme Hitze oder Kälte, sowie Fressfeinde, Bakterien oder Viren zur Wehr zu setzen.
In der traditionellen chinesischen Medizin und im Ayurveda finden diese Substanzen schon seit Jahrtausenden Anwendung. Schließlich war es der russische Arzt Nicolai Lazarev, der ihnen 1947 ihren heutigen Namen gab. Er versuchte, die Wirkungen bestimmter Pflanzen zu definieren und stellte dabei fest, dass einige Pflanzenwirkstoffe gegen Stress helfen können. Den Begriff leitete er von dem lateinischen Wort „adaptare“, zu deutsch „anpassen“, ab.
Wie wirken Adaptogene?
Adaptogene sollen unserem Körper dabei helfen, besser mit Stress umzugehen beziehungsweise uns Stresssituationen besser anpassen zu können. Das kann sowohl körperlich belastender Stress sein, wie zum Beispiel Lärm, Hitze oder Kälte, als auch psychologischer Stress, ausgelöst zum Beispiel durch Leistungsdruck oder Streit in der Beziehung.
Stehen wir unter Stress, schüttet der Körper unter anderem vermehrt die Hormone Cortisol und Adrenalin aus. Ist das über längere Zeit der Fall, setzt die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) zu viele Hormone frei und bringt den Körper ins Ungleichgewicht. Das hat den Effekt, dass wir uns müde, schlapp und unglücklich fühlen.
Hier kommen die Adaptogene ins Spiel: Sie wirken auf die hormonausschüttenden Drüsen und regulieren die Ausschüttung dieser Stresshormone. So helfen sie dem Körper, wieder in das Gleichgewicht, die sogenannte Homöostase, zurückzufinden.
Bei körperlich belastendem Stress helfen Adaptogene, das Immunsystem zu stärken, das Herz-Kreislauf-System zu unterstützen und Ermüdungszuständen entgegen zu wirken. Auch bei hoher sportlicher Leistung können Adaptogene so den Körper unterstützen. Bei psychischem und emotionalem Stress heben Adaptogene die Stimmung, verpassen dem Körper einen Energiebooster und unterstützen das Nervensystem.
Wie werden Adaptogene eingenommen?
Adaptogene können als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Pulvern, Tees oder Extrakten eingenommen werden. Sie sind aber auch vermehrt als Inhaltsstoff in Kaffees oder Proteinriegeln verarbeitet. Adaptogene können täglich eingenommen werden, bis sich ein Effekt einstellt wird es einige Wochen dauern. Halte dich an die Angaben der Hersteller, um mögliche Nebenwirkungen wie Magenprobleme zu vermeiden.
Wie für alle Nahrungsergänzungsmittel gilt: Adaptogene sind keine Wundermittel und auch kein Heilmittel gegen Stress. Sie unterstützen uns und unser Immunsystem in stressigen Zeiten und helfen dem Körper, zurück ins Gleichgewicht zu finden. Eine achtsame, ausgeglichene Lebensweise, gesunde Ernährung und Bewegung bleiben aber nach wie vor unerlässlich für einen starken Körper.
Welche Pflanzen besitzen Adaptogene?
Eine ganze Reihe von Pflanzen und Kräutern besitzen Adaptogene. Darüber hinaus sind die Heilpflanzen reich an weiteren Substanzen, die eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit haben. Hier sind die wichtigsten adaptogene Pflanzen und deren Eigenschaften im Überblick.
Adaptogene Pflanze 1 – Ginseng
Die bekanntesten Vertreter dieser Pflanzenart sind der koreanische Ginseng (Panax Ginseng), der amerikanische Ginseng (Panax quinquefolius), der sibirische Ginseng ((Eleutherococcus senticosus) und der indische Ginseng (auch Schlafbeere oder Ashwagandha genannt). Seit Jahrtausenden wird der Ginseng in der chinesischen Medizin eingesetzt, bis heute zählt er zu den wichtigsten Heilpflanzen und ist als Inhaltsstoff in einer ganzen Reihe von Medikamenten enthalten. In den Wurzeln des Ginsengs sind Adaptogene enthalten, die gegen Müdigkeit wirken, Energie und Kraft spenden, sowie Angstzustände reduzieren. Außerdem hilft Ginseng bei Atemwegserkrankungen und Allergien.
Adaptogene Pflanze 2 – Maca
Die Maca-Pflanze ist auch unter dem Namen Peru-Ginseng bekannt, denn sie ist in den peruanischen Anden beheimatet. Hier herrschen widrige Bedingungen für die Pflanze: Starke Sonneneinstrahlung, Winde und extreme Temperaturen. Genau deshalb strotzt Maca nur so vor Adaptogenen. Maca macht wach und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Außerdem besitzt Maca aphrodisierende Eigenschaften und wird in Südamerika bei Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt.
Adaptogene Pflanze 3 – Rosenwurz (Rhodiola Rosea)
Rosenwurz, auch unter dem Namen Rhodiola Rosea bekannt, zählt zu den gefragtesten adaptogenen Kräutern. Das Kraut ist unter anderem in Sibirien, Grönland und Nordskandinavien zuhause – Gegenden, in denen die Pflanze Adaptogene entwickeln musste, um zu überleben. Rosenwurz wirkt gegen Müdigkeit und Erschöpfung, außerdem wird dem Kraut eine stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt, da es den Serotoninspiegel im Gehirn anhebt.
Adaptogene Pflanze 4 – Chaga
Chaga ist ein Vitalpilz, der in den Waldgebieten Russlands, Polens und Skandinaviens zuhause ist. Seine adaptogenen Substanze stärken das Immunsystem, verbessern die Haut und schenken Energie. Man kann den Pilz als Tee zubereiten, als Pulver oder als Kapseln einnehmen. Darüber hinaus wirkt sich Chaga positiv auf den Darm aus und ist reich an B-Vitaminen.
Adaptogene Pflanze 5 – Reishi
Reishi ist ebenfalls ein Vitalpilz. Er zählt zu den wichtigsten Heilpilzen und wird schon seit Jahrtausenden in der alternativen Medizin eingesetzt. Bis heute gilt der Pilz als Symbol für Glück und ewiges Leben. Er kann wie der Chaga als Tee, Kapsel oder Pulver eingenommen werden. In der traditionellen chinesischen Medizin wird er aufgrund seiner heilenden Eigenschaften unter anderem bei einem geschwächten Immunsystem, Magengeschwüren oder Herzkrankheiten eingesetzt.
Adaptogene – das sagen Studien über ihre Wirkung
Auch die Wissenschaft hat sich inzwischen mit der Wirkung von adaptogenen Pflanzen beschäftigt. Einige Pflanzen wurden dabei bereits ausführlicher untersucht, bei anderen adaptogenen Pflanzen ist die Studienlage dünner. Vor allem die zwei bekanntesten adaptogenen Pflanzen, Rosenwurz und Ginseng, wurden im Rahmen von wissenschaftlichen Studien schon genauer analysiert.
So nahmen 56 Ärzt:innen im Rahmen einer klinischen Studie zwei Wochen lang ein Placebo-Präparat und nach einer zweiwöchigen Pause weitere 14 Tage ein Rosenwurz-Präparat während ihrer Nachtschichten ein. Das Ergebnis: Die Proband:innen waren nach der Einnahme von Rosenwurz weniger erschöpft und wiesen eine höhere kognitive Leistungsfähigkeit auf. Ein ähnliches Ergebnis erzielte eine Studie, die mit 40 Student:innen durchgeführt wurde. Ein Teil nahm während der Prüfungsphase 20 Tage lang ein Placebo, der andere Teil ein Rosenwurz-Präparat ein. Bei der Einnahme von Rosenwurz ging die stressbedingte Müdigkeit zurück und die Leistungsfähigkeit war gegenüber der Kontrollgruppe gesteigert.
Inzwischen sind Rosenwurz und Ginseng sogar von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) als pflanzliche Arzneimittel anerkannt und zugelassen.
Nichts desto trotz sind weitere Studien im Bereich Adaptogene erforderlich. Denn bislang wurden die Untersuchungen meist nur mit einer kleinen Gruppe von Proband:innen durchgeführt. Untersuchungen mit größeren Stichproben stehen noch aus.
Hier kannst du Adaptogene kaufen
Am besten, du probierst selbst aus, wie sich Adaptogene positiv auf deinen Körper auswirken können. Neben Amely gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Menschen, die Produkte auf Basis von adaptogenen Pflanzen verkaufen – aus der eigenen Überzeugung heraus. Schau zum Beispiel bei diesen Shops vorbei:
Brand 1 – revival
Das Start-Up wurde von Patrick Minas gegründet. Er hat selbst viele Jahre in einem großen Pharmakonzern gearbeitet und dabei festgestellt, das rund 40 Prozent aller Medikamente von Vitalpilzen abstammen. Heute verkauft er Kaffe- und Kakaomischungen, die mit den heilenden Pilzen versetzt sind. Revival ist Partner von “1 % for the Planet” und spendet jedes Jahr ein Prozent seiner Umsätze an Non-Profit-Organisationen.
Brand 2 – Spoons of Tase
Gegründet wurde Spoons of Taste im März 2020 von Agata Andryszczak und ihrem Partner Sylvain Georjon. Die beiden verkaufen gesunde Riegel, die nicht nur vegan und glutenfrei, sondern auch mit adaptogenen Pflanzenstoffen, unter anderem aus der Ginsengwurzel, versetzt sind.
Brand 3 – Terra Elements
Hier findest du eine ganze Reihe von pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln und Superfoods. Darunter auch Tabletten und Pulver aus adaptogenen Pflanzen, zum Beispiel dem Chaga oder dem Ginseng. Hinter dem biozertifizierten Unternehmen steht der Münchener Sandro Russo, der Terra Elements 2009 gegründet hat.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.