Neo-Ökologie gehört zu den neuen Megatrends, die die Gesellschaft und die Designbranche nachhaltig beeinflussen.
Ökologisches Designs wird zum Megatrend
Künstlerin Lulu Harrison will Luxus in der Designbranche neu definieren, indem sie Handwerk, Wissenschaft und Design miteinander verbindet. „Als Forscherin, Künstlerin und Herstellerin im Bereich der nachhaltigen Materialentwicklung schaffe ich Glasobjekte, die von der primitiven Glasherstellung inspiriert sind, und arbeite mit Abfällen und lokalen Ressourcen, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten“, erklärt sie.
Erst vor Kurzem hat sie gemeinsam mit dem Londoner Architekturbüro „Bureau de Change“ „Thames Glass“ entwickelt, eine neue Bio-Glasart aus gemahlenen Quagga-Muschelabfällen, lokalem Sand und Holzasche. Das Glas gilt als Innovation in der Designbranche und Lulu als weitere Pionierin eines Trends: der Neo-Ökologie.
Was bedeutet der Megatrend Neo-Ökologie?
Neo-Ökologie bedeutet den Wandel weg von der Konsumgesellschaft, die verschwenderisch mit Ressourcen umgeht, zu einer umweltbewussten Gesellschaft, die den Klimawandel im Blick hat und in ihrem individuellen Lifestyle Wert auf Nachhaltigkeit legt. Das Ziel der Neo-Ökologie ist eine zukunftsfähige, ressourceneffiziente und nachhaltige Sinn-Ökonomie. Dieser Umbruch findet derzeit in allen gesellschaftsrelevanten Bereichen statt. So gehören zum Beispiel lokale Bio-Lebensmittel oder E-Mobilität längst zum Alltag vieler Menschen dazu. Zukunftsforscher:innen des „Zukunftsinstituts“ sprechen deswegen im Rahmen dieser sozial-ökologischen Entwicklung von einem „Megatrend“, einer strategischen, langanhaltenden und systemverändernden Entwicklung mit globaler Ausprägung und einer Dauer von mehreren Jahrzehnten.
Ein Megatrend, der als gesellschaftliche Bewegung auch in der Designbranche für Veränderungen sorgt. Seit einiger Zeit arbeiten Designer:innen immer häufiger mit nachhaltigen Materialien, suchen nach ökologischen Alternativen, um bei ihren Designs den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten. Doch dem Zukunftsinstitut liegen Studien vor, die zeigen, dass der Megatrend Neo-Ökologie noch einen Schritt weiter geht. Radikale Materialien bilden die nächste Stufe im Bereich zirkulärer Ressourcen und sind perspektivisch das Resultat der Neo-Ökologie. Das Streben nach intelligenter Wiederverwendung führt Designer:innen wie Lulu Harrison zu neuen Technologien, die dabei unterstützen, bekannte Materialien neu zu denken und in andere, mutige Kontexte zu bringen. So entstehen immer mehr radikale Materialien, aus denen Designer:innen neue Designs kreieren.
Radikale Materialien als Megatrend in der Designbranche
Radikale Materialien im Kontext der Neo-Ökologie bedeutet, dass die verwendeten Materialien in ihrem zweiten oder dritten Leben von ihrer ursprünglichen Funktion, Nutzung und Optik komplett entfremdet werden und in einer neuen Form einen anderen Zweck erfüllen. So wie die Muschelabfälle von Lullu Harrison, die im Sinne der Nachhaltigkeit nicht im Müll landen, sondern sich als nachhaltiges Glas weiterverwenden lassen. Neo-Ökologie inspiriert die Designbranche Nachhaltigkeit in einer neuen, kreativen Art auszuleben und ermöglicht damit einen Beitrag der Menschen zum Klimawandel sowie eine nachhaltige Zukunft. Dabei stehen Natur, Umweltschutz und innovatives Design im Vordergrund, so wie es die Pioniere der Designbranche aktuell vormachen.
Neo-Ökologie – diese Designer:innen setzen Trends und individuellen Lifestyle
Jennifer Manners – Design-Teppiche aus Meeresplastik
Ökologisch, aber nicht Öko sind die Design-Teppiche von Jennifer Manners. Die britische Designerin arbeitet mit begabtesten Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen in Nepal, Indien und Usbekistan zusammen, die ihr Werte-Set vertreten, um sicherzustellen, dass ihre Design-Vision mit Liebe zum Detail umgesetzt wird.
Die Designerin entwirft hochwertige, handgeknüpfte Luxusteppiche aus den Fasern von recycelten Plastikflaschen, die sonst die Ozeane verschmutzen. Mit ihren Designs zeigt Jennifer Manners einen Weg auf, zirkuläre Materialien zu verwenden und Produkte, die eine von Natur aus andere Funktion in der Gesellschaft und auf den Märkten hatten, in einen neuen Rohstoff umzuwandeln und zu verarbeiten.
David Thulstrup – Design-Möbel für nachhaltigen Konsum
Der dänische Designer Thulstrup gehört zu den Pionieren der Neo-Ökologie. Nachhaltigkeit ist in seinen Designs kein Trend, sondern eine Selbstverständlichkeit. Er ist ein preisgekrönter Architekt und Designer, dessen „raffinierter und ganzheitlicher Ansatz für Architektur, Inneneinrichtung und Produktdesign sein skandinavisches Erbe mit einer modernen Designsprache verbindet“. David selbst beschreibt seinen Stil als „moderne Einfachheit“.
Gleichzeitig bedienen seine Interieur-Designs aus Seegraspellets die öko-sozialen Werte, die dem Zeitgeist der Gesellschaft entsprechen und die globale Identität zum Thema Nachhaltigkeit prägen. David Thulstrup kreiert Möbel aus natürlichem Seegras, in dem er das ökologische Produkt zweckentfremdet und daraus im Sinne der Neo-Ökologie neues, radikales Material erschafft.
Filippa Wollbeck – Keramikdesign aus Eierschalen
Filippa Wollbeck gehört zu den Pionieren in der Designbranche, die radikale Materialien neo-ökologisch denken. Die Schwedin gründete während der Corona-Pandemie ihr Lable „Filippa Wollbeck“, mit dem sie Eierschalen in Keramik-Geschirr verwandelt. „Für mich sind Mode, Essen, Wellness, Kunst und Natur miteinander verbunden, und ich stelle fest, dass meine Projekte immer Details und Überlegungen aufgreifen, die das Leben fröhlicher und inspirierender machen.
In diesem Zusammenhang hat Nachhaltigkeit einen festen Platz, da ich sehr naturverbunden aufgewachsen bin“, erklärt die Designerin. Nachhaltigkeit sei für sie ein Mainstream-Thema. Ihre „Nomadic Coffee Ceremony“, Tassen und Kannen, die sich aufeinander stapeln lassen, sind in den vergangenen Jahren ein Trend geworden, nicht zuletzt, weil die Design-Newcomerin den wichtigsten Megatrend schnell für sich und ihre Designs erkannt hat und somit die Weichen für die Zukunft stellen konnte.
Sebastian Cox – Design aus Holz
Sebastian Cox ist radikal, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit und Holz geht. Der britische Designer lässt den Wachstumszyklus der jeweiligen Bäume über die Produktion seiner Holzmöbel entscheiden. Für ihn steht der Schutz der Umwelt im Vordergrund, deswegen möchte er nachhaltig wirtschaften. Für Sebastian ist klar: Holz ist nur dann ein nachhaltiger, erneuerbarer Rohstoff, wenn er genug Zeit zur Regenerierung bekommt. Sein Fokus liegt drauf, gesellschaftliche Bedürfnisse und Ökologie gleichsam zu bedienen. Deswegen werden junge Bäume mit der Methode des Coppicings, die das Baumwachstum anregt, zurückgeschnitten. Seine Vision: Im Sinne der Neo-Ökologie die Wälder produktiv zu nutzen und ihnen für nachhaltige Designs aus Holz die benötigte Zeit zum Wachsen zu schenken.
Kopenhagen, Paris, London – das pulsierende Leben in Städten lässt Jennis Herz höherschlagen. Seit vier Jahren ist sie als Online-Redakteurin im Lifestylebereich tätig und immer auf der Suche nach den neuesten Fashion-Trends, faszinierenden Designs und coolen Food-Spots. Deswegen schreibt sie leidenschaftlich gerne über Themen aus den Bereichen Fashion, Beauty, Design oder Food. Ihr morgendlicher Kaffee mit Hafermilch gehört zu ihren täglichen Ritualen, genauso wie ein Spaziergang an der Elbe in Hamburg.