Eine terracottafarbene Kugel entspringt der anderen inmitten der felsigen Bucht von Cannes: Palais Bulles, wie diese einzigartige Architektur heißt, gehört zu den teuersten und ikonischsten Villen an der französischen Riviera. Einst in Besitz von dem renommierten Modedesigner Pierre Cardin wurde der Blasen-Palast bereits zur Location von Top-Events wie einer Modenshow von Dior. Welcher Architekt den legendären Bubble Palace kreiert hat und warum Pierre Cardin so fasziniert davon war.
Was ist der Palais Bulles?
Der Palais Bulles in der französischen Gemeinde Théoule-sur-Mer, auch unter der englischen Übersetzung Bubble Palace weltweit und in Deutschland als Blasen-Palast bekannt, gilt als architektonisches Juwel an der französischen Riviera. Warum? Die organische Architektur begeistert mit einer kunstvollen und futuristischen Kugelkonstruktion, bestehend aus zig Blasen, die ineinander übergehen.
Das Haus wurde von dem französischen Industriellen Pierre Bernard in Auftrag gegeben und von dem ungarischen Architekten Antti Lovag ab Mitte der 1970er Jahren entworfen und realisiert. Der Bau zog sich über zehn Jahre. 1991 verstarb der Auftraggeber Pierre Bernard. Ein neuer Besitzer ließ nicht lange auf sich warten. Der französische und legendäre Modedesigner Pierre Cardin verliebte sich in die Architektur und behielt diese bis zu seinem Lebensende. Gewohnt hat Pierre Cardin nie in dem Palais Bulles, doch der Pariser Modeschöpfer nutzte das Kugel-Paradies für ausschweifende Partys und Laufsteg-Shows. Seit 1999 steht der Palais Bulles auf der Liste der historischen Denkmäler des französischen Kulturministeriums. Eine Besichtigung des Palais Bulles ist allerdings auch nach dem Tod von Pierre Cardin nicht möglich, heißt es auf der Website.
Der Palais Bulles folgt „Human Habitat“, eine runde Vision von Architekt Antti Lovag
Für Antti Lovag ist der Bubble Palace eine perfekte Architektur im Sinne von Human Habitat, auf Deutsch menschlicher Lebensraum. Runde Formen, frei von rechten Winkeln. Der bereits 2014 verstorbene Architekt sah in rechten Winkeln einen Angriff gegen die Natur und damit gegen die innere Harmonie des Menschen. Schließlich entspringen wir der Natur, sind Teil davon und besitzen entsprechende Bedürfnisse. Antti Lovag verstand sich als Habitologe, seine Architektur sollte sich den menschlichen Bedürfnissen annehmen und ihnen eine Hülle dafür bieten. Aus dieser Vision heraus entstand die Idee und das finale organisch-futuristische Design für den Blasen-Palast. Vor dem Bau von Palais Bulles studierte Antii Lovag zunächst die Eigenschaften des Geländes, die sich in Form und Farbe der Architektur zeigen. Denn der Palais Bulles steht auf dem felsigen Ausläufer des Massif de L’Esterel, einer vulkanischen Bergkette, die bekannt für ihre roten Farbtöne im Felsgestein ist. Die terracottafarbenen Kugeln greifen den Farbton auf.
Auch das Innere von dem Bubble Palace folgt der runden Vision von Lovag, die Möbel nehmen sich dem Schwung der Wände an. Mit seiner Denkweise galt der 1920 geborene Wahl-Franzose als Visionär in der Welt der Architektur, was sein Meisterwerk Palais Bulles auch noch heute auf den ersten Blick beweist. Das Design ist einzigartig, erscheint wortwörtlich „nicht von dieser Welt“ und fügt sich gleichzeitig mit Form und Farbe in die landschaftliche Umgebung.
Weshalb sich Pierre Cardin in Palais Bulles verliebte
Wie der Architekt Antti Lovag besaß auch Pierre Cardin eine Liebe zu organischen Formen wie Blasen. Der Designer selbst arbeitete in der 60er-Jahre-Ära mit extremen Rundungen in seiner futuristischen Mode. So erschien der Palais Bulles für Pierre Cardin wie ein wahr gewordener Traum, bei dem sich der gebürtige Italiener nicht nehmen ließ, in den letzten Zügen an der Gestaltung mitzuwirken.
Seither erstreckt sich Pierre Cardins Blasen-Palast über 1.200 Quadratmeter und besteht aus einer Reihe von miteinander verbundenen runden Kuppeln und Kugeln. An die 30 Räume soll die Kugelvilla umfassen, davon rund zehn Schlafzimmer-Suiten. Die runden und ellipsenförmigen Fenster bieten wohlüberlegte Ausblicke auf das Meer, in den Himmel oder auf die Landschaft. In die architektonischen Komposition sind auch Terrassen, Wasserbecken und Gärten eingebunden, wie auch ein Amphitheater, das 500 Sitzplätze und spektakulären Blick auf das Meer und die Bucht von Cannes bietet. Kein Wunder, dass der Palais Bulles als Location von Modeshows wie Dior und anderen Events wie den Filmfestspielen von Cannes genutzt wurde.
Vor einigen Jahren wollte laut Medienberichten Pierre Cardin den Bubble Palace verkaufen, fand aber keine Käufer:innen, was sicherlich auch an dem horrenden Preis liegen mag. Der Palais Bulles soll einen Wert von über 400 Millionen US-Dollar besitzen.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.