Ein Start-up interpretiert Architektur und modulares Bauen neu und entwickelt nach dem Vorbild aus Kindertagen gigantische Holz-„Lego“-Steine fürs Eigenheim. Ist das die Zukunft des Wohnens?
Triqbriq erschafft „Lego“ Architecture in Real Life
Wir alle haben sicherlich schon einmal „Lego“ in der Hand gehalten, mit den Bausteinen eines vorgefertigten Sets oder nach eigener Kreation Miniatur-Gebäude erschaffen. Doch eine solche Art der Architektur in Real Life? Das gab es bisher noch nicht, jedenfalls nicht in der Form, wie es das Start-up Triqbriq mit Firmensitz in Stuttgart möglich macht. Es hat Bausteine entwickelt, die nicht nur in ihrer Form an die Bauklötze des Spielzeug-Giganten erinnern, sondern auch in der Bauweise. Denn die Klötze – aus Holz anstatt Plastik – lassen sich sowohl aufeinander als auch auseinander stecken. Modulares Bauen, fast wie als Kind.
Eckige Holzklötze treffen auf zirkuläre Mission: Ist Triqbriqs „Lego Architecture“ die Zukunft?
Dabei geht es bei dem von Max Wörner 2021 gegründeten Start-up weniger um eine „Lego“-Imitation in Lebensgröße als viel mehr um die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Durch den Rückbau des Holzbausystems können die Steine immer wieder verwendet werden, ohne neu verarbeitet werden zu müssen. Damit ist diese Art von „Lego“ Architecture eine Revolution, nicht nur im klassischen Bauwesen, sondern auch im zirkulären.
Ebenfalls neu im Holzbau: Das Material der „Lego“-Steine, Kalamitätsholz, das nicht ohne Grund gewählt wurde. Im Gespräch erklärt Lewin Fricke, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von Triqbriq: „Die Idee beziehungsweise Motivation Triqbriq zu gründen, hat sehr viel mit dem Wald zu tun. Dem Wald geht es leider sehr schlecht. Dementsprechend fällt viel Schad- und Schwachholz (Kalamitätsholz) aktuell an und wird wegen dem Klimawandel auch weiterhin anfallen.“ Dabei handelt es sich um Holz, das sonst aufgrund von Befall oder Verwitterung nicht verwendet werden kann. Im Gegensatz zu seinen Konkurrent:innen macht Triqbriq sich das ungenutzte Holz zunutze und fertigt daraus Balken und Holzdübel, die anschließend mittels Robotertechnik zu „Lego“-Steinen in Großformat verarbeitet werden. Die überdimensionierten Klötzchen des Holzbausystems nennt das Jungunternehmen „Briqs“.
Und mit diesen hat es Erfolg. Schon jetzt hat das Start-up mit Zero-Waste-Gedanken Auszeichnungen wie den Innovationspreis auf der Weltleitmesse für Baustoffe gewonnen und bereits ein mehrstöckiges Gebäude aus seinem Holzbausystem realisiert.
In 6 Tagen 430 Quadratmeter: ein Holzhaus in Rekordgeschwindigkeit
Mitte dieses Jahres wagt sich Triqbrip in Frankfurt an sein erstes richtiges Haus. Innerhalb von sechs Tagen schafft es das Start-up mit seinem Modulbau à la „Lego“, ein mehrstöckiges Gebäude inklusive Dachstuhl von 430 Quadratmetern zu errichten. Da die gesamten Außenwände aus den Briqs bestehen, „sind in dem nun gebauten Wohnhaus über 50.000 Kilogramm CO2 eingelagert“, wie das Jungunternehmen in einer Pressemitteilung bekannt gibt.
Eine revolutionierende Leistung, auch wenn die Wände des Holzbauses im Nachhinein noch zusätzlich gedämmt werden müssen. Warum die Modulbauweise aus Holz in Rekordgeschwindigkeit eine Baustelle in ein Gebäude verwandelt? Wie bei der Ziegel-Bauweise werden die Holzmodule aufeinandergestapelt, besser gesagt ineinandergesteckt. „Die einzelnen Briqs werden auf der Baustelle im Verband aufeinander gesteckt und über Buchenholzdübel miteinander verriegelt“, schreibt Triqbriq auf seiner Website. So geht es noch einen Schritt weiter, indem es beim Modulbau auf künstliche Verbindungsmittel wie Zement oder ähnliches verzichten kann. Dadurch gelingt nicht nur ein flexibler Aufbau, sondern auch sortenreiner Rückbau.
Das ganze Holzbausystem ist durchdacht und besitzt gleich mehrere Gründe, warum es das Mittel zur Wahl im zukünftigen Wohnen sein kann. Wie bei „Lego“ lassen die einzelnen Module Raum für Flexibilität und sorgen gleichzeitig für einen schnellen Aufbau des Gebäudes. Die „Lego“-Module aus Holz sind kreislauffähig und CO2-Speicher zugleich. Und Charme haben sie auch noch.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.