Jedes Jahr auf’s Neue verwandeln sich die Schaufenster der Hermès-Boutiquen in Kunstwerke. Dafür engagiert das Label Künstler:innen aus der ganzen Welt, die die Kollektionen von Hermès auf ihre eigene Weise interpretieren.
Was hat Hermès mit Kunst zu tun?
Aus einem Schaufenster in der 706 Madison Avenue in New York, schaut eine ungewöhnliche Figur durch das Glas hindurch: dort steht eine weiße Maske aufgesteckt an einem goldenen Stab, sie trägt einen Mantel aus Krawatten, anstelle von Händen ragen Fußbälle aus den Stäben hervor. Auf dem Boden ist Sand verteilt, darauf sind neun große Steine auf goldenen Ständern drapiert, um sie herum stehen scheinbar zufällig gewählte Gegenstände wie Kinderspielzeug, eine Teekanne, ein Lippenstift und Parfum. All diese Gegenstände, sowie auch die Krawatten haben eines gemeinsam: sie stammen aus der Kollektion von Hermès. Die Kunstinstallation ist die neueste Kollaboration des Modelabels zur Gestaltung seiner Schaufenster. Seit Jahren engagiert das Luxuslabel sogenannte „Vitrine d’Artistes“, also Schaufenster-Künstler:innen. Mit diesem Programm bietet Hermès Künstler:innen auf der ganzen Welt eine Plattform zur Ausstellung ihrer Werke. Jedes Jahr werden die Schaufenster der Stores dann nach einem bestimmten Thema dekoriert. Das Thema diesen Jahres lautet Astonishment, auf deutsch Erstaunen. In ihre Installationen lassen die Vitrine d’Artistes die DNA von Hermès einfließen und erschaffen in Verbindung mit ihrer eigenen Kreativität ein Zusammenspiel aus Mode und Kunst.
Von wem stammt das neueste Window-Design in der Madison Avenue?
Die Figur im Schaufenster in der Madison Avenue stammt von Gabriel Rico und trägt den Namen „The Emerald Tablet“, auf deutsch das Smaragdtablett. Der in Mexiko lebende Künstler ist von Objekten aller Art fasziniert, sammelt Dinge wie Keramik, Zweige, Bälle oder einfach Gegenstände aus seiner Vergangenheit und erschafft daraus surreale Skulpturen. Seine Skulptur in der Madison Avenue lässt sich über einen QR-Code sogar noch in die virtuelle Realität erweitern. Er selbst schätzt die Kollaboration mit Hermès: „Das Erstaunlichste an diesem Projekt ist, dass es öffentlich ist“ , sagt er in einem Interview. „Jeder kann das Erlebnis genießen. Die QR-Anweisungen sind sehr klar. Es macht nichts, wenn Sie nicht in den Hermès-Laden kommen können, Sie können Kunst sehen. Und das ist ein sehr positiver Wert dieser Art von Zusammenarbeit. Letztendlich ist die Kunst ein sehr schöner Vorwand, uns zusammenzubringen.“
Das sind die ausgefallensten Vitrine d’Artises von Hermès
Jedes Jahr werden neue Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, die Schaufenster von Hermès-Stores zu verschönern. Das sind unsere Favoriten:
1. Mike Perry’s bunte Traumwelt
Zur Eröffnung des Stores in der Madison Avenue lud das Modelabel den in Brooklyn lebenden Künstler Mike Perry dazu ein, das Schaufenster zu gestalten. Das Ergebnis: eine bunte Stadt, die hinter Glas zum Leben zu erwachen scheint, eine Installation zwischen Skulptur und Animation. Die typischen New Yorker Taxis waren zu sehen, Wolkenkratzer in allen Farben und blaue und lila Pferde, die durch die Straßen der fiktiven Stadt galoppieren – eine Hommage an das Label, das einst mit Pferdesattel verkaufte. Die übergroßen Vögel der Stadt trugen Schals des Modehauses um ihre Hälse. Alle Skulpturen sind von Mike Perry entworfen, 3D-gedruckt und mit Motoren versehen, sodass sich hinter dem Schaufenster eine kleine bunte Welt bewegte. Mike Perry ist unter anderem durch seine Animationen in der Fernsehsendung Broad City von Comedy Central berühmt geworden.
2. Isabelle Daërons geflutetes Schaufenster
Im Sommer 2016 gestaltete die französische Künstlerin Isabelle Daëron das Schaufenster der Hermès-Boutique in Tokio. Passend zum Thema „„La Nature au Galop“ (Natur im vollen Galopp) erschuf sie eine Welle aus hunderten Tropfen, die sich durch das Schaufenster der Boutique zu winden schien. „Making Waves“ nannte sie ihre Installation. Damit stellte die Künstlerin die verschiedenen Phasen von Wasser dar: Zu Beginn steht ein Regenschauer, der dann zur Welle wird, die ins Meer fließt und in einer Eisskulptur endet. Auch in dieser Arbeit sind Produkte von Hermès versteckt, zum Beispiel Tücher, die über der Welle zu schweben scheinen.
3. Paul De Lara’s Kaktus-Pferd
Als der New Yorker Künstler Paul De Lara eine E-Mail von Hermès in seinem Postfach fand, konnte er seinen Augen kaum trauen. Das Label wurde durch eine Ausstellung in der Schweiz auf ihn aufmerksam und besuchte ihn wenig später in seinem New Yorker Studio. Der in Mexiko geborene Künstler erschafft Skulpturen, die aussehen wie Kakteen – als Hommage an seine Herkunft. Für sein Window-Display zum diesjährigen Thema „Astonishment“, verwandelte er einen Kaktus in ein Pferd, dem er einen Sattel von Hermès aufsetzte. „Ich wollte einen hochwertigen, visuell ansprechenden Stall bauen, in dem dieses Kaktus-Schaukelpferd lebt“, sagte er in einem Interview über sein Window-Design. Seine Skulptur ist seit Juni in der neuen Hermès-Boutique in Aspen, Colorado zu sehen.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.