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Upcycling-Mode: Wie Kabel zur Mode werden

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Sneaker aus Ladekabeln, High Heels aus gebrauchten Nike-Socken, Handtaschen aus Fleece: Die britische Designerin Tega Akinola kreiert Upcycling-Designs, die weltweit Aufmerksamkeit erregen.

Manchmal kommt es anders als man denkt. Dass das nicht per se etwas Schlechtes sein muss, zeigt uns Tega Akinola aus London. Während des ersten Lockdowns musste die 22-jährige Designerin, damals Studentin der Sportpsychologie, ihr Praktikum vorzeitig beenden und zurück zu ihren Eltern in die Midlands ziehen. Beim Aufräumen ihres Schlafzimmers stieß sie auf eine Tasche voller defekter Kabel, die ihre Familie gesammelt hatte. „Zuerst dachte ich nicht viel darüber nach und wollte es wegwerfen, aber dann hatte ich plötzlich eine Idee, als mich der USB-Stick an den Knöchelverschluss eines Absatzes erinnerte“, sagt sie. „Ich hatte so viel Zeit, und wollte einfach mehr kreative Projekte machen.“ Alles Weitere war reine Improvisation.

Tragbare Designs aus recyceltem Elektroschrott

Nachdem Tega ihre ersten High Heels mit Kabel upcycelte, wandte sie sich an Unternehmen, die Elektroschrott wiederverwerteten und bat sie, deren Materialien für ihre Projekte verwenden zu dürfen. Der Prozess entwickelte sich von der einfachen Verwendung von Klebstoff zur tatsächlichen Erstellung von 3D-Strukturen mit Kabelbindern. Auf diese Weise wurden ihre Designs zu tragbaren, skulpturalen Kunstwerken, wie beispielsweise der Hut aus Kabeln in Form eines Eimers. „Natürlich gab es auch viele Projekte, bei denen ich Materialien verwendete, die einfach nicht funktionierten. Insbesondere mit den Ressourcen, die ich im Moment habe. Daher veröffentliche ich auch nicht alle Designs auf Instagram“, erzählt Tega.

Als sie mit ihren Projekten startete, hatte sie zunächst nur wenig Inspiration. „Ich mochte Designthemen wie Retro-Futurismus und Atomic Age Fashion, aber sie haben mich nicht direkt inspiriert“, so Tega. Dennoch gibt es zahlreiche Künstler, die Einfluss auf ihre Arbeit nehmen. Beispielsweise Nicole McLaughlin und Helen Kirkum, zwei Designerinnen, die sich schon eine Weile mit Upcycling beschäftigen, und deren Kreationen sie sehr wertschätzt. Aber auch andere Grafik- oder Modedesigner:innen, denen sie auf Instagram folgt.

„Wenn jeder etwas Kleines tut, trägt es dazu bei, Mode nachhaltiger zu gestalten.“

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Die britische Designerin Tega Akinola.

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Eines von Tegas Designs: Ein Hut aus Kabeln.

Mit einem Grafdesigner als Vater und einer Näherin als Mutter wuchs Tega in einem kreativen Umfeld auf. Schon in ihrer Kindheit wurde sie dazu erzogen, ihre Kleidung nicht zu verschwenden, sondern wiederzuverwenden. Daher polierte sie schon in jungen Jahren alte Klamotten auf und stellte etwas Neues daraus her. „Ich bin mit diesem Prozess aufgewachsen, also war es für mich selbstverständlich, dass jetzt in meiner kreativen Arbeit zu verwenden“, sagt sie. „Außerdem hatte ich nicht immer Geld, um mir neue Kleidung zu kaufen.“ Damals hieß es für Tega nicht wirklich Upcycling, vielmehr war es ein Weg der Notwendigkeit. Heute nimmt das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit einen hohen Stellenwert ein. „Besonders in der Modebranche, die viel unnötigen Abfall produziert, können die Leute dazu beizutragen, diesen zu reduzieren und mehr Dinge wiederzuverwenden. Wenn jeder etwas Kleines tut, trägt es dazu bei, die Mode nachhaltiger zu gestalten“, so Tega. Dieses Ethos versucht sie zu übernehmen, wenn sie Wohltätigkeitsläden oder Secondhand-Shops nach coolen Artikeln durchforstet. „Es ist wie eine Mode-Schatzsuche und macht auch viel mehr Spaß.“

Kreatives Handwerk, statt Schreibtischarbeit

Als Tega mit ihrem Sportpsychologiestudium begann, hatte sie keine konkreten Pläne. Sie studierte einfach das, was ihr an der Universität Spaß machte. Vor ihrem Abschlussjahr absolvierte sie ein Praktikum in der Industrie, um die theoretischen Fähigkeiten aus dem Studium mit der Praxis zu verbinden. Schnell wurde Tega klar, dass sie einen kreativen Job wollte. „Die ganze Zeit am Schreibtisch zu sitzen, war nicht mein Ding. Ich wollte wirklich kreativ sein und meine Hände und mein Talent einsetzen“, sagt sie.

„Ich schwimme einfach mit dem Strom, ohne mich zu sehr mitreißen zu lassen.“

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Die von Tega designten Taschen bestehen aus überarbeiteter Kleidung von Marken wie Nike und The North Face.

Ein Paar High-Heels der Designerin Tega Akinola.
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Highheels mit einem Absatz und Verzierung aus alten Kabeln.

Mit ihren Designs möchte Tega auf den am schnellsten wachsenden Abfallstrom weltweit aufmerksam machen: Elektroschrott. Als sie anfing, ihre Arbeit auf Instagram zu teilen, dauerte es nicht lange, bis sie die ersten Anfragen erhielt, wo man ihre Designs kaufen könne. „Nachdem ich den ersten Kabelabsatz gemacht hatte, haben so viele Leute mit mir Kontakt aufgenommen“, sagt sie. Auch die Vogue und namhafte Designerinnen wie Salehe Bambury zeigten Interesse an ihrer Arbeit. „Um ehrlich zu sein, war es ziemlich überwältigend, weil es so früh in meiner Karriere geschah. Ich war etwas mehr als ein Jahr damit beschäftigt, meine Designs tatsächlich zu verkaufen. Also wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte“, erzählt sie. Inzwischen bekommt sie hilfreiche Ratschläge und Mentoring von Freunden und Leuten aus der Branche. Darunter der APOC Store, der Tega seine Unterstützung bei der Gründung ihres eigenen Unternehmens anbot. Im Februar brachten sie gemeinsam eine limitiere Auflage von Upcycling-Taschen heraus, bestehend aus überarbeiteter Kleidung von Marken wie Nike und The North Face. Innerhalb weniger Minuten waren die Produkte vollständig ausverkauft. Tega ist sehr zufrieden mit ihrem Erfolg, doch versucht sie, sich nicht zu sehr von all dem mitreißen zu lassen. In Zukunft möchte sie ihre Marke weiter auszubauen, mehr Kooperationen eingehen und einfach mit dem Strom schwimmen.

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