Reiswasser gilt als Wundermittel für die Haare. Ursprünglich stammt der Trend aus China – die Haarpflege mit Reis lässt sich aber auch ganz einfach zuhause anwenden.
Die Huanglo-Frauen und ihre besondere Haarpflege
In Huangluo, einem kleinen Dorf tief im Süden Chinas, haben Haare eine ganz besondere Bedeutung. Dort leben die Menschen vom Volk der Hong-Yao, einer in der südchinesischen Region Guangxi verbreiteten Minderheit. Für sie sind ihre Haare ein Symbol des Reichtums und eines langen Lebens, außerdem glauben sie, dass ihre Ahnen in ihren Haaren weiterleben.
Deshalb schneiden die Yao-Frauen ihre Haare auch nur ein einziges mal in ihrem Leben ab – und zwar während eines Rituals zu ihrem 18. Geburtstag. Der Zopf wird dann aufbewahrt, bis die Frau heiratet. Dann wird er zusammen mit einem zweiten Zopf in die Frisur integriert. Dieser zweite Zopf besteht aus allen Haaren, die ihr über die Jahre ausgefallen sind. Zwischen 1,40 und 2,30 Meter messen die Haare der Yao-Frauen, damit sind sie ins Guinessbuch der Rekorde eingegangen, als die Frauen mit den längsten Haaren der Welt.
Bis ins hohe Alter tragen sie ihre Haarpracht mit stolz, trotz der Länge sind ihre Haare seidig weich, tiefschwarz, glatt und dick. Zur Pflege ihrer Haare benutzen die Yao-Frauen seit Jahrhunderten nur eine einzige Zutat: Reiswasser.
Ist Reiswasser gut für die Haare?
Da wundert es nicht, dass sich Reiswasser über die sozialen Medien mittlerweile auch hierzulande zum Beauty-Trend für schöne Haare entwickelt hat. Dabei handelt es sich tatsächlich einfach um das Wasser, das beim Kochen von Reis im Topf zurückbleibt.
Durch das Abkochen gelangen Proteine, Mineralien, Aminosäuren, Antioxidantien und Vitamine aus dem Reis in das Wasser. Proteine füllen Lücken in der Haarstruktur, das enthaltene Vitamin B8, auch unter dem Namen Inositol bekannt, stärkt die Elastizität der Haare, Aminosäuren stärken die Haarwurzeln und Antioxidantien beugen Spliss vor.
Außerdem wirkt sich Reiswasser durch die enthaltenen Mineralstoffe auch beruhigend auf die Kopfhaut aus. Das Ergebnis: glattes, weiches und kräftiges Haar, mit extra Glanz und Volumen. Oft hört man auch, dass Reiswasser das Haar schneller wachsen lässt und graue Haare vorbeugt. Dazu gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Beweise. Denn die Haarlänge und wie grau die Haare werden hängen von Faktoren wie Ethnie, oder Haartyp ab, die wir nicht beeinflussen können.
Wie bereitest du Reiswasser für die Haare zu?
Reiswasser eignet sich für alle Haartypen und kann schnell und einfach in der heimischen Küche hergestellt werden. Wichtig ist, den Reis vor dem Kochen gründlich unter kaltem Wasser abzuwaschen, und zwar so lange, bis das Wasser klar abläuft. Denn Reis ist häufig mit Arsen belastet, einem Halbmetall, das in Böden vorkommt und für den Körper schädlich ist.
Grundsätzlich eignen sich alle Reissorten für die Zubereitung von Reiswasser, egal ob brauner Reis oder weißer Reis. Lediglich Vollkornreis eignet sich aufgrund der erhöhten Menge an Arsen weniger. Der Reis sollte im Wasser rund zehn Minuten köcheln, das Wasser nach Abschütten des Reises noch rund eine halbe Stunde abkühlen. Für eine Duftnote kann auch die Schale von einer Orange oder Grapefruit ins Reiswasser gegeben werden.
Alternativ kannst du Reis auch mit kaltem Wasser bedecken und ein bis zwei Stunde darin ziehen lassen, ohne ihn zu kochen. Abgefüllt in ein Glas und im Kühlschrank aufbewahrt, ist das Reiswasser rund eine Woche lang haltbar.
Wie kannst du Reiswasser für die Haarpflege anwenden?
Reiswasser lässt sich in der Haaren auf unterschiedliche Weise anwenden, je nach Zeit, Lust und dem gewünschten Ergebnis:
Reiswasser für die Haare als Spülung
Wasche deine Haare zunächst wie gewohnt mit deinem Shampoo. Trage das Reiswasser dann von den Spitzen ausgehend in die Haare auf und lasse die Spülung für rund zehn Minuten einwirken, bevor du sie gründlich ausspülst. Die Reiswasser-Spülung kannst du immer nach Bedarf anwenden.
Haarekur mit Reiswasser
Auch als Kur tut Reiswasser den Haaren gut. Verteile dazu das Reiswasser vor dem Schlafengehen im trockenen oder feuchten Haar, flechte die Haare zu einem Zopf oder wickele sie in ein Handtuch. Spüle das Reiswasser nach dem Aufstehen mit Wasser gründlich aus. Reiswasser als Over-Night-Kur solltest du auf deinen Haaren nicht mehr als einmal pro Monat anwenden; bei zu häufiger Anwendung wird dem Haar zu viel Protein zugeführt und es wird spröde.
Reiswasser für die Haare als Leave-In-Conditioner
In eine Sprühflasche abgefüllt, kannst du Reiswasser auch in das trockene Haar sprühen und auf das Auswaschen verzichten. Das Reiswasser legt sich schützend um die Haare und sorgt für mehr Volumen. Die Leave-In-Pflege kannst du ein- bis zweimal die Woche im Haar anwenden.
Fermentiertes Reiswasser für die Haare
Fermentiertes Reiswasser wirkt sich noch effektiver auf die Haare aus. Denn durch die Fermentation ändert sich der ph-Wert des Wassers und nähert sich dem unserer Haare an. Um fermentiertes Reiswasser herzustellen, mischst du das Reiswasser mit klarem Wasser und lässt es einige Stunden bis zwei Tage locker abgedeckt bei Zimmertemperatur stehen, bis ein säuerlicher Geruch entsteht. Im Kühlschrank ist fermentiertes Reiswasser rund zehn Tage haltbar.
Reiswasser – ein Wundermittel nicht nur für die Haare
Reiswasser lässt sich nicht nur auf den Haaren anwenden. Auch der Haut tut die natürliche Pflege gut. Es kann entweder mit einem Wattepad im Gesicht verteilt oder in ein Tuch getränkt für eine halbe Stunde als Maske angewendet werden. Reiswasser beruhigt die Haut, spendet ihr Feuchtigkeit, wirkt entzündungshemmend und versorgt sie mit Vitaminen. Wer möchte, kann Reiswasser auch dem Badewasser hinzugeben, sodass die Haut am ganzen Körper damit in Berührung kommt. Oder du trinkst Reiswasser ganz einfach. Ein bis zwei Gläser reichen schon aus, um den Körper schnell zu hydrieren, die Verdauung anzuregen und den Magen bei Beschwerden zu beruhigen.
Katrin hat in Berlin Publizistik studiert und schreibt seit drei Jahren als Redakteurin im Lifestyle-Bereich. Wenn sie nicht gerade die weite Welt bereist, übt Katrin Kopfstand auf ihrer Yogamatte, oder ist auf der Suche nach den neuesten Innovationen und Health-Trends. Deshalb schreibt sie bei kronendach für die Rubriken Travel, Mindfulness und Zeitgeist. Nach Feierabend findet man sie meistens mit einer Matcha Latte in der Hand durch die Straßen Hamburgs spazieren.