Die Haut natürlich pflegen – Naturkosmetik wie Kokos- und Jojobaöl macht es möglich. Ebenfalls ein echtes Allrounder-Talent: Sheabutter. Woher sie stammt, was sie mit Emanzipation zu tun hat und welche Wirkung die Inhaltsstoffe haben …
Sheabutter, das Gold der Ghanaerinnen
Bereits seit Jahrtausenden wird Sheabutter im afrikanischen Raum genutzt, sowohl in der Küche als auch zur Pflege der Haut. Die Butter soll die Haut vor allem vor der Sonne und den heißen Wüstenwinden schützen. Noch heute gibt es die Tradition in den Dörfern im Norden von Ghana, den Körper der Babys vor jeder Nacht mit Sheabutter einzureiben. Ebenfalls aus Schutz vor Wüstenwind sowie zur Kräftigung.
Wie Sheabutter in Ghana für Emanzipation sorgt
Doch die Butter ist für Ghanaerinnen mehr als nur Pflege und Kochzutat: Für die dort lebenden Frauen bedeutet sie Emanzipation, denn das Ernten der Sheanuss und Produzieren der Butter sind dort Frauensache. Begleitet von ihren Gesängen ziehen die Frauen von Juni bis August los, um die Früchte der bis zu 20 Meter hohen Karitébäume zu ernten. Die Karitébäume beziehungsweise Sheabäume wachsen wild in der Sahelzone und tragen gleich im doppelten Sinne Früchte – jedenfalls für die Ghanaerinnen. Denn in Form von Sheabutter sind sie die einzige Einkommensquelle der Frauen, die aus allen anderen landwirtschaftlichen Arbeiten rausgehalten werden. Mit dem Verkauf der Sheabutter erlangen die Frauen finanzielle Freiheit, die in schlechten Zeiten der ganzen Familie zugutekommt.
Lasoyi, das Start-up für Sheabutter setzt auf Tradition und Fairness
Was schon seit Jahrtausenden von Mutter zu Kind im Nordwesten Afrikas weitergetragen wird, erlangt erst Ende des 20. Jahrhunderts weltweit Aufmerksamkeit. Kosmetikmarken wie The Body Shop werden zu dieser Zeit auf das Wundermittel für die Haut aufmerksam und integrieren die Butter in ihren Produkten. Doch auch kleine Beauty-Marken widmen sich der natürlichen Skincare.
So auch das Start-up Lasoyi, das auf die lokale und traditionelle Produktion ihrer reinen Sheabutter setzt. Ihre Geschichte beginnt mit einem Treffen in Ghana: Mirjam, Mitgründerin vom Start-up Lasoyi, lernt dort die Sheabutterproduzentin Suzi kennen. Die afrikanische Frau plant damals den Bau ihrer Produktionsstätte – von diesem Zeitpunkt aus nun zusammen mit Mirjam. Es vergeht ein Jahr, bis zu den Sheabäumen noch eine Produktionsstätte dazukommt. Mit dieser auch über 90 Produzent:innen sowie Lasoyi-Mitgründer Eninam, der sich den Produktionsabläufen annimmt. Das Gründerpaar aus Nordrhein-Westfalen will trotz logistischer Herausforderungen den Schritt nach Europa inklusive Deutschland wagen, was ihnen 2019 gelingt. Der Grund für den Export: Es ist die naturbelassene Qualität der Sheabutter, die vor allem Mirjam in Deutschland vermisst. Oftmals gibt es hier nur raffinierte Sheabutter als Creme zu kaufen. In einem Interview mit dem Lifestyle-Magazin RosaMag gibt das Gründerpaar zudem zu bedenken, dass „Sheabutter, welche hier angeboten wird, gar nicht in den Herkunftsländern produziert wird, sondern z. B. hier in Europa. Das ist weder gut für die Umwelt (massiv erhöhtes Transportvolumen) noch für die Menschen vor Ort (sie können ihr Wissen nicht weitergeben, keine Arbeitsplätze).“
Die traditionelle Herstellung von Sheabutter
Deshalb setzt das Start-up auf traditionelle Handarbeit vor Ort. Die Sheanüsse bestehen zur Hälfte aus Fett, welches in abgesonderter Form zu Sheabutter wird. Um dieses zu gewinnen, werden die Nüsse zerkleinert, dann gemahlenen und gerösteten. Unter Zugabe von frischem Wasser per Hand geknetet, lässt sich nach einiger Zeit das Fett, also die Sheabutter abschöpfen. Nur noch durch Abkühlen aushärten lassen und sie nimmt ihre endgültige Form an. Es sind keinerlei Zugaben notwendig, um die Sheabutter kosmetisch zu nutzen, sodass sie als unraffiniert, also naturbelassen gilt. Was oftmals eine Maschine macht, geschieht hier noch in Handarbeit. Umso wichtiger ist Lasoyi der faire Umgang mit den Produzent:innen, wozu auch die Vergütung gehört.
Ebenfalls fairtrade und lokal in Westafrika produziert, ist die unraffinierte Sheabutter von Butterwise. Eine umfangreiche Sheabutter-Produktpalette, in Ghana hergestellt, bietet Afrikahandel, darunter Lipbalm, Seife sowie Creme für Gesicht und Körper. Auch dieser Shop legt höchsten Wert auf fairen Handel.
Reine Sheabutter zum Eincremen: So wirkt das natürliche Fett
Doch wofür ist Sheabutter überhaupt gut? Die Nussbutter reiht sich in der Hautpflege bei Argan- und Kokosöl ein, ebenfalls Naturprodukte. Sie besteht hauptsächlich aus langkettigen Fettsäuren, darunter Ölsäure, Stearinsäure, Linolsäure und Palmitinsäure, die als rückfettend und intensiv pflegend gelten. Diese fettreiche Inhaltsstoff-Kombination ist besonders effektiv: Denn während Ölsäure ermöglicht, anderen Inhaltsstoffen leichter durch die Hautbarriere vorzudringen, legt sich Stearinsäure wie ein schützender Film auf die Haut. Palmitinsäure hilft den Hautzellen, die Feuchtigkeit besser zu halten, während Linolensäure zusätzlich die natürliche Schutzbarriere stärkt.
Weitere Inhaltsstoffe einer unraffinierten Sheabutter sind natürliche Antioxidantien wie Vitamin E und Beta-Carotin, welche die Haut vor Schäden durch freie Radikale schützen. Sowohl Vitamin E als auch Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A, sollen zudem der Faltenbildung vorbeugen. Damit besitzt Sheabutter eine feuchtigkeitsspendende und auch schützende Wirkung für die Haut.
Die Wirkung lässt sich aber nicht nur auf die Haut beschränken, denn reine Sheabutter ist ein echtes Allrounder-Talent in Sachen Körperpflege. Das Naturprodukt kann als Creme für Körper und Gesicht, Lipbalm sowie als Kur für das Haar genutzt werden.
Natürliche Creme für die Haut: Wie benutzt man Sheabutter richtig?
Da die Sheabutter nun mal sehr reichhaltig an Fettsäuren ist, gilt in der Anwendung das Motto: Weniger ist mehr. Am besten nimmt man je nach Anwendungsgebiet erstmal eine verhältnismäßig kleine Portion, die man in den Händen etwas erwärmt. So lässt sie sich leichter und gleichmäßiger auf Haut und Haar auftragen. Bei strapazierter und trockener Haut darf es ruhig was mehr sein. Der Butter wird zudem eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, die bei Neurodermitis helfen kann. Zudem soll sie die Heilung von Narben und Dehnungsstreifen während und nach der Schwangerschaft unterstützen.
DIY-Creme fürs Gesicht
Die dünne Haut im Gesicht ist besonders nach einem Tag in der Sonne pflegebedürftig. Doch auch in der alltäglichen Pflegeroutine ist die Sheabutter-Creme sinnvoll – besonders bei trockener Haut. Sie kann zudem der Entwicklung von Falten entgegenwirken.
Und so lässt sich die Creme mit Slow-Aging-Effekt herstellen: Für die Sheabutter-Basis zwei Esslöffel davon in einem Wasserbad weich werden lassen. Ein Esslöffel reines Bio-Kokosöl sowie Mandelöl dazugeben und alles zu einer geschmeidigen Creme vermengen. Für den extra Slow-Aging-Effekt bietet es sich an, ein paar Tropfen Vitamin E einzurühren. Nach Wunsch können für eine feine Duftnote zwei bis drei Tropfen ätherisches Öl hinzugefügt werden. Nun die Creme in ein sauberes Gefäß geben und im Kühlschrank für eine Stunde aushärten lassen. Bei kühler und dunkler Lagerung ist die Creme für das Gesicht mindestens zwei bis drei Monate haltbar.
Sheabutter-Kur für die Haare
Als Haarkur angewendet kann Sheabutter auch vor dem Haarewaschen in die unteren Partien eingearbeitet werden. Hier kann man ruhig etwas großzügiger als bei der Leave-in-Variante sein, da die Haare beim Waschen mit Shampoo zu Teilen vom Pflanzenfett befreit werden. Bevor die Haare jedoch ausgewaschen werden, muss die Nussbutter einziehen – gern auch über Nacht.
Haarkur-DIY
Bei besonders trockenem Haar inklusive Kopfhaut kann man auch einen Öl-Mix mit einer intensiv pflegenden Wirkung anwenden, der sich im Haar leichter und gleichmäßiger verteilen lässt. Dafür müssen zwei Esslöffel unraffinierte Sheabutter in einem Wasserbad geschmolzen werden. Nun kommt wahlweise ein Esslöffel reines Jojobaöl oder Bio-Kokosöl dazu. Alles zu einer homogenen Masse rühren. Für einige Minuten abkühlen lassen, ohne dass die DIY-Haarkur wieder hart wird.
Und so gelingt die Anwendung: Portion für Portion die Sheabutter-Haarkur mit den Fingerspitzen im Haar, besonders in den Längen verteilen. Die Haare können dabei sowohl feucht als auch trocken sein. Bei trockener Kopfhaut kann die Kur auch sanft in die Kopfhaut einmassiert werden. Damit sich die Kur gleichmäßig verteilt, die Haare mit einem groben Kamm oder einer Bürste kämmen. Haare in ein Handtuch wickeln und mindestens 30 Minuten einwirken lassen. Auch hier bietet es sich an, die Kur über Nacht auf dem Kopf zu behalten. Nach der Einwirkzeit die Haarkur gründlich mit warmem Wasser ausspülen. Mit einem milden und vor allem silikonfreien Shampoo lassen sich eventuelle Rückstände entfernen. Schon glänzen die Haare und fühlen sich geschmeidiger an.
Judith liebt das Leben mitten in der Metropole Köln. Ihr Gespür für spannende Storys führt sie regelmäßig zu außergewöhnlichen Themen mit aktuellem Zeitgeist. Schon seit ihrer Kindheit folgt sie ihrer Passion, dem Schreiben; seit zwei Jahren nun auch als Redakteurin. Besonders begeistern sie die Themen Psychologie, DIY und Yoga. Bereiche, über die sie als Online-Redakteurin schreibt und die sie gerne ihrer Freizeit ausübt. Ein Gespür für ästhetische Einrichtung besitzt sie bereits seit ihrem Studium im Bereich Design. Seither entdeckt sie immer wieder neue Design-Innovationen und einzigartige Architekturen, über die sie auf kronendach berichtet.
